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Zamyat M. Klein

Kreative Seminarmethoden

100 kreative Methoden
für erfolgreiche Seminare

Zamyat M. Klein

Kreative
Seminar-
methoden

100 kreative Methoden für erfolgreiche Seminare

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Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische
Informationen sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

ISBN Buchausgabe: 978-3-89749-361-2

ISBN epub: 978-3-95623-303-6

Lektorat: Diethild Bansleben, Offenbach

Umschlaggestaltung: Martin Zech Design, Bremen / www.martinzech.de
Umschlagfoto: photonica, Hamburg

©2016 GABAL Verlag GmbH, Offenbach
Das E-Book basiert auf dem Buch „Kreative Seminarmethoden“ von Zamyat M. Klein,
©2003 GABAL Verlag GmbH, Offenbach
7. Auflage 2013

Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung, auch auszugsweise,
nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.

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www.gabal-verlag.de

Inhalt

Methodenübersicht

Einleitung

Einführung

1 Seminareinstieg

1.1 Begrüßung und Organisatorisches

1.2 Kennenlernen und Zusammenkommen

1.3 Erwartungen an das Seminar

1.4 Seminarplanung

2 Themenerarbeitung

2.1 Einstieg in ein Thema

2.2 Vortragsformen

2.3 Arbeit im Plenum und in Gruppen

3 Verschiedenes

3.1 Gruppen-Aufteilungs-Spiele

3.2 Seminarbegleitende Übungen

3.3 Kleine Kreativ-Übungen fürs Gehirn

3.4 Tipps für Teilnehmer

4 Auswertung und Abschluss

4.1 Bestandsaufnahme und Auswertung

4.2 Transfer

4.3 Seminarabschluss

Anhang

Seminarthemen, die als methodische Beispiele aufgeführt sind

Ergänzende Literatur

Glossar

Über die Autorin

Methodenübersicht

1 Begrüßungs-Flip

2 Zeiten- und Organisations-Übersicht

3 Geschichte

4 Landschaften stellen

5 Rasender Reporter

6 Namenskette

7 Centering

8 Partnerinterview mit Karten

9 Bilderkarten

10 Symbol oder Gegenstand

11 Fantasiereise

12 Karten in vier Farben

13 Kartenfrage

14 Postkarte/n

15 Vier Satzanfänge

16 Innenkreis – Außenkreis

17 Gruppen-Mindmaps

18 Mindmaps

19 Karawane, Fluss oder Weg

20 Wandzeitung mit Bildern

21 Waren tauschen

22 Verklebte Planung

23 Fantasiereise

24 Ausstellung

25 Assoziationen-ABC

26 Brainstorming auf dem Boden

27 Erfahrungsaustausch mit Gruppen-Flipchart

28 Lernposter

29 Lernlandschaft

30 Vorführung/Trainer-Sketch

31 Lernkonzert

32 Methoden zur Vorbereitung eines Vortrags

33 Mini-Vortrag (TEP)

34 Karten-Vortrag

35 Zwei W’s: Was ich weiß und was ich will

36 Einstiegs-Referat

37 Brainstorming – Tempo 30 (nach Carmen Thomas)

38 Paradoxes Brainstormin (nach Hedwig Kellner)

39 Niemand weiß alles, aber alle wissen etwas

40 Wolken-Teppich

41 Erfolgserlebnisse aktivieren

42 Zwei Perspektiven (nach Stephan Rude)

43 Mindmap auf dem Boden

44 Gruppen-Mindmap

45 Bewegungs-Lernen

46 Karten im Raum

47 Tauschbörse (TEP)

48 Stolpersteine zu Steigbügeln umwandeln (TEP)

49 Kreative AG-Aufgaben

50 Jeder bewegt jeden

51 Mehrfelder-Tafel

52 Songline-Lernstraße

53 Murmelgruppen

54 Weihnachtsketten

55 Schütteldöschen

56 Puzzle

57 Kronkorken oder Walnüsse

58 In vier Ecken

59 Sternzeichen, Geburtsdatum, Sockenfarbe

60 Schüttelsequenzen

61 Teilnehmer-Wahl

62 So seh’ ich dich

63 Erster und letzter Eindruck

64 Internationale Begrüßung

65 Licht und Schatten

66 Ich kann besonders gut

67 Bücher stechen

68 Erpitten (nach Carmen Thomas)

69 Ideen-Notizen und Gedächtnisanker

70 Methoden und Spiel-Kartei

71 Schwarzes Brett/Kontaktbörse

72 Abend-Partnersuche

73 Blitzlicht

74 Check-in

75 Is’was?

76 Einpunktfrage

77 Morgenrunde

78 Wie war der Tag?

79 Tagesauswertung mit Partner

80 5-Minuten-Video

81 Mentale Integration

82 Gegenstände zuordnen

83 Bewegtes Feedback

84 Liederhaken und Ungereimtes

85 Neu und nützlich

86 Stimmungsbarometer

87 Schaufenster

88 Fischernetz

89 Auswertung mit Moderationskarten

90 Postkarten

91 Offenes Schreiben

92 Fragebogen zum Transfer

93 Pyramide (nach D. Driever-Fehl)

94 WEPT

95 Fantasiereise

96 Zurück im Arbeitsalltag

97 Weiser Rat (nach Klaus W. Vopel)

98 Koffer packen (nach Ulrich Bär)

99 Rücken-Botschaft

100 Wörter verschenken (nach Klaus W. Vopel)

Einleitung

Vielfältiges Methodenangebot

Als Trainer oder Seminarleiter bieten Sie bestimmte Inhalte oder Themen an. Doch nicht alle von Ihnen sind Pädagogen, ausgefuchste Methodiker oder Didaktiker. Aber Sie sind Fachfrauen oder -männer auf Ihrem Gebiet, und Ihre Themen stellen Sie wahrscheinlich auf die Art vor, die Ihnen vertraut ist, die Sie bei Ihrer Ausbildung oder im Studium kennen gelernt haben: Vortrag, Overhead-Folien, Flipchart, Fragen, Diskussionen.

In der Bildungsarbeit fanden schon vor längerer Zeit solche Dinge wie „Kennenlern-Spiele“ Eingang in das Seminargeschehen, die Gruppendynamik wurde thematisiert und gewürdigt, Rollen- und Planspiele wurden Varianten zum Lernen. Noch heute treffe ich manchmal auf Seminarteilnehmer, die als Allererstes verkünden: „Bloß keine Rollenspiele!“

Darum geht es im vorliegenden Buch weniger, sondern es geht vielmehr um ein vielfältiges Methodenangebot, aus dem Sie das auswählen können, was für Ihr Thema, die Teilnehmer und die Situation passend und angenehm ist. So vielfältig wie die Menschen sind, so sind auch ihre Bedürfnisse und ihre Strategien zu lernen. Die vorliegende Sammlung bietet Ihnen ein breites Spektrum an, das es ermöglicht, für alle Lerntypen und Lernstile geeignete Übungsformen anzuwenden, so dass sich Lernen in Trainings effektiver und kreativer vollziehen kann.

Vorträge

Von klassischen Vorträgen profitieren nur sehr wenige Menschen. Es wird zwar scheinbar viel Information in kurzer Zeit vermittelt, die aber nicht wirklich von den Teilnehmern aufgenommen, verarbeitet und in Handlungen umgesetzt wird. Ein erfolgreiches Training bedeutet aber, dass die Teilnehmer neues Wissen in verändertem Verhalten und in Handlungen umsetzen können. Sonst wäre es ausreichend, ein Buch zu lesen.

Teilnehmeraktivierung

Lernen in Seminaren heißt daher auch, neue Fähigkeiten üben zu können, auszuprobieren und umzusetzen. Ein Grundprinzip aller vorgestellten Methoden ist daher die „Teilnehmeraktivierung“. Was wir selber tun, verstehen und behalten wir am besten.

Nicht berücksichtigt sind in diesem Buch Möglichkeiten, die sich durch die neuen Medien entwickelt haben. Power Point und E-Learning eröffnen noch einmal ganz neue Perspektiven, die ein eigenes Buch dazu rechtfertigen.

Einführung

In diesem Buch stelle ich Ihnen eine Fülle von Methoden und Übungen vor, die ich in meiner über zwanzigjährigen Seminarpraxis ausprobiert habe. Viele Übungen habe ich selbst entwickelt, einige von anderen Trainern übernommen. Bei manchen Methoden ist auch nicht mehr festzustellen, woher sie kommen, sie sind inzwischen Allgemeingut geworden und haben vielfältige Wandlungen und Ergänzungen durchlaufen.

So sind auch diese Vorschläge hier zu verstehen: Vielleicht kommen Ihnen schon Änderungs- oder Ergänzungsideen, während Sie eine Methode lesen, vielleicht ergibt es sich während Ihres Trainings, dass neue Varianten entwickelt werden. Bei der Vorstellung der einzelnen Methoden in diesem Buch orientiere ich mich an einem Grundschema, das ich aber nicht immer durchhalte, sondern nur dann, wenn es sinnvoll ist.

1. Zur Methode

2. Verlauf

3. Mögliche Weiterarbeit und Varianten

4. Beispiele

5. Ihre Trainer-Aufgabe

Thematische Beispiele zur Umsetzung

Viele Methoden sind nur verständlich, wenn ich sie am Beispiel eines konkreten inhaltlichen Themas darstelle. Ich habe dafür solche Themen ausgewählt, von denen ich annehme, dass sie für jeden Trainer interessant sind. Auch wenn Sie zu diesem speziellen Thema selber keine Seminare anbieten, sind Themen wie zum Beispiel „Motivation“ oder „Lernstrategien“ für jeden Trainer ein nützliches Hintergrundwissen. Aber auch wenn Sie ein spezieller Inhalt nicht so sehr interessiert, können Sie die damit vorgestellte Methode auf Ihre Themen übertragen und anwenden. Im Anhang finden Sie dazu eine Übersicht über die Themen. Bei manchen Methoden entfällt der letzte Punkt „Ihre Trainer-Aufgabe“, weil entweder keine Vorbereitung erforderlich ist und Sie lediglich bei Ihrer Seminarplanung überlegen müssen, ob und wann Sie diese einsetzen wollen. Oder die Aufgabe ist mit der einer anderen Methode identisch (weil sie vielleicht eine Variante darstellt), in diesem Fall verweise ich nur darauf.

Querverweise lesen

Sie werden viele Querverweise finden. Ich empfehle Ihnen, hin und her zu blättern und zu lesen. Dies ist ein Arbeitsbuch und kein Roman, den man in der vorliegenden Reihenfolge lesen muss. Im Glossar finden Sie kurze Erklärungen zu den verschiedenen Methoden-Systemen, wie beispielsweise Suggestopädie. Sehen Sie sich dazu die weiterführende Literatur an.

Zu jedem Abschnitt oder Oberthema finden Sie eine Sammlung sehr unterschiedlicher Methoden. Manchmal sind die Inhalte fast identisch (zum Beispiel bei der Seminarauswertung oder dem Transfer), aber die Form ist eine andere. Für die Teilnehmer macht es einen großen Unterschied, ob sie eine „Fantasiereise“ erleben, Karten beschriften oder sich in kleinen Gruppen austauschen.

Variieren Sie Methoden und Sozialformen

Ein lebendiges und abwechslungsreiches Seminar entsteht u. a. dadurch, dass Sie die Methoden und Formen in Ihrem Seminarverlauf variieren. So können Sie zum Kennenlernen einen Fragebogen ausfüllen lassen und anschließend die Teilnehmer bitten, sich durch den Raum zu bewegen. Bei den Seminarerwartungen setzen Sie eine Moderationsmethode ein, und schließlich arbeiten alle an einem Gruppen-Mind-Map. Das ist ein Wechsel der Methoden und Sozialformen: Mal geht es bewegter zu, mal ruhig, mal arbeiten die Teilnehmer alleine, mal in kleinen Gruppen oder im Plenum. Keine Methode oder Sozialform ist an sich gut oder schlecht, ihre beste Wirkung entfaltet sie in einem sinnvollen Zusammenspiel. Solch ein Wechsel fördert die Konzentrationsfähigkeit der Teilnehmer, das eine ist Erholung vom anderen. Daher finden Sie zu ein und demselben Inhalt auch verschiedene Methoden. Sie haben dann die Wahl und bestimmen diejenige, die am besten in Ihre Gesamtchoreografie passt.

1 Seminareinstieg

1.1 Begrüßung und Organisatorisches

Begrüßung: Nicht die Kürze macht die Würze

Sie wundern sich vielleicht, dass ich einen eigenen Kapitelpunkt für die Begrüßung und das Klären der organisatorischen Punkte eingeräumt habe. Manche handeln diesen Teil des Seminars mit einem Satz ab. Dabei kommt es etwas auf die Art der Veranstaltung an, welche Bedeutung man diesem Seminarteil zumisst. Bei einer Großveranstaltung oder einem Vortrag genügt es unter Umständen auch, „Meine Damen und Herren, ich begrüße Sie ganz herzlich zu meinem Vortrag über das Thema XY“ zu sagen.

Aufmerksamkeit erregen

Obwohl auch hier ein anderer Einstieg für größere Aufmerksamkeit sorgen könnte. Sei es, dass Sie Ihre Zuhörer verblüffen, indem Sie sie direkt ins Thema werfen oder mit einem Scherz beginnen, der gleich die Atmosphäre auflockert. Eine Geschichte oder ein konkretes Beispiel können ebenfalls für offene Ohren sorgen. Wenn Sie ein Seminar mit einer überschaubaren Anzahl von Teilnehmern durchführen und dies womöglich über mehrere Tage hinweg, können hier schon die Weichen gestellt werden.

Vermitteln Sie Sicherheit

Sie können mit verschiedenen Signalen zeigen, dass und wie Sie sich auf die Teilnehmer vorbereitet haben. Durch diese Vorbereitung und einen klaren Rahmen können Sie den Teilnehmern Sicherheit vermitteln, denn für viele sind die Anfangssituationen in Seminaren nicht ganz stressfrei.

Im Folgenden stelle ich Ihnen einige Beispiele vor.

1 Begrüßungs-Flip

Namen der Teilnehmer

An der Eingangstür oder einem anderen auffälligen Platz hängt ein Flipchart oder Poster. Darauf steht zum Beispiel „Herzlich Willkommen“ und darunter stehen alle Namen der erwarteten Teilnehmer (Vor- und Zunamen). Die genaue Gestaltung steht Ihnen ganz frei. Damit Sie nicht für jedes Seminar ein neues Flip schreiben müssen, können Sie zum Beispiel ein Poster laminieren und Namenszettel darauf kleben, die sich leicht wieder lösen und austauschen lassen. Oder Sie notieren die Namen auf große Post-it-Zettel. Andererseits ist es auch nicht so viel Arbeit, „Herzlich Willkommen“ zu schreiben. Die Namen müssen Sie ja ohnehin jedes Mal neu schreiben. So fühlt sich jeder gleich persönlich angesprochen und kann schon mal schauen, wer sonst noch alles da ist.

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Ein Begrüßungsflip ohne Namen der Teilnehmer ist eine Variante, mit einem bunten Bild in der Mitte und dem Seminartitel.

2 Zeiten- und Organisations-Übersicht

Lockere Atmosphäre schaffen

Gerade am Anfang eines Seminars sind die Teilnehmer verunsichert: neue Menschen, eine neue Umgebung, ein fremder schaffen Trainer. Ich habe es früher oft unterschätzt, dass auch Teilnehmer, die beruflich daran gewöhnt sind, mit und vor Gruppen zu arbeiten, in solch einer Situation verunsichert sein können oder regelrecht Ängste haben: Wie sie mit der Gruppe klar kommen, wie sie sich fühlen werden. In der Auswertung zu Seminarende kam dann öfter zur Sprache: dass sich diese Unsicherheit schnell gelegt hat und sie sich schnell wohl gefühlt haben, was unter anderem daran lag, dass zu Beginn spielerische Formen des Kennenlernens durchgeführt wurden, die schnell eine lockere Atmosphäre entstehen ließen. Es kann für manche Menschen zu Beginn auch entlastend sein, erst einmal die Eckdaten und verschiedene organisatorische Dinge vorgestellt zu bekommen und abzusprechen. Man muss noch nicht selbst aktiv werden und bekommt schnell einen Überblick über die Rahmenbedingungen.

Ich stelle die Seminarzeiten vor, die gleichzeitig auf einem Flipchart stehen und die gesamte Zeit über zur Orientierung an der Wand hängen bleiben. Ob man die Zeiten vorher mit den Teilnehmern zusammen abspricht oder sie von sich aus nach bestimmten Kriterien festlegt, kann natürlich jeder selbst entscheiden. Weiterhin gebe ich hier Informationen über das Hotel oder Tagungshaus, Freizeitmöglichkeiten usw.

3 Geschichte

Interesse wecken

Ich habe in einem Seminar Folgendes erlebt: Nach einem Begrüßungssatz setzte sich die Trainerin hin und las uns ohne weitere Erklärung eine Geschichte vor. Das hat mich im ersten Moment irritiert, weil ich versuchte, die Verbindung zum Seminarthema zu finden, andererseits aber auch für die nötige Neugier und Aufmerksamkeit gesorgt, denn so war ich innerlich sehr aktiv beteiligt. Es kam von Innen her der Hinweis: Achtung, das ist etwas Besonderes! Sie können auch eine ganz persönliche Geschichte erzählen, die Ihren Bezug zum Thema zeigt, ein Erlebnis, das Sie damit hatten, oder eine Erfahrung, die Ihnen geholfen hat. Auch das wird Interesse hervorrufen und vielleicht auch Irritation, wenn ein Trainer gleich so etwas Persönliches von sich gibt. Welche Form Sie wählen, hängt auch von Ihrer Person ab. Sind Sie ein Trainer, der keine Probleme damit hat, sich auch persönlich als Mensch einzubringen, so ist das eine Variante für Sie. Wenn es überhaupt nicht Ihrem Naturell entspricht, lesen Sie vielleicht lieber eine Geschichte vor. Wie immer sollten Sie die Form wählen, die zu Ihnen passt, bei der Sie sich wohl und sicher fühlen.

1.2 Kennenlernen und Zusammenkommen

Zeit zum Kennenlernen

Wenn Sie ein Seminar halten, das länger als einen Tag dauert, sollten Sie der Gruppe die Zeit geben, sich kennen zu lernen, was die weitere Zusammenarbeit erleichtert und fördert. Manchem kommt dies vielleicht als Zeitverschwendung vor, ich hingegen halte es für wichtig. Die Chance ist größer, dass wirklich in der Tiefe diskutiert wird, Probleme angesprochen und bearbeitet werden können und die Teilnehmer nicht glauben, sich als tolle Lehrer, Verkäufer oder was auch immer darstellen zu müssen. Es zahlt sich auch inhaltlich aus, wenn eine lockere, offene und vertrauensvolle Arbeitsatmosphäre entsteht, denn das hat auf den Lerneffekt eine enorme Wirkung. Außerdem können Sie diese Kennenlern-Methoden oft auch schon mit dem Inhalt und den Themen des Seminars in einen Zusammenhang bringen. Damit dient diese Phase gleichzeitig schon einer Annäherung an das Thema oder der Vorbereitung darauf. Hier nur einige wenige Vorschläge, die sich in meinen Seminaren besonders bewährt haben.

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4 Landschaften stellen

Zur Methode

Früher begannen Seminare oft mit einer langweiligen und ineffektiven Vorstellungsrunde, in denen sich reihum jeder vorstellte, sagte, wie er heißt, welchen Beruf er ausübt usw. Das empfanden viele Teilnehmer als stressig, außerdem hörte nach einer Weile keiner mehr zu, geschweige denn, dass Details behalten wurden. Natürlich besteht ein Interesse daran, zu erfahren, wer die anderen sind, woher sie kommen, in welchem Arbeitsbereich sie arbeiten usw.

„Landschaften stellen“ ist nun eine Methode, mit der man solche Informationen in viel kürzerer Zeit und zudem auf viel anschaulichere Weise bekommen kann. Es ist zudem eine Form, bei der auch kinästhetische Lerner zum Zuge kommen.

Verlauf

Die Teilnehmer werden aufgefordert, sich hinzustellen. Sie stellen eine Frage und bitten die Teilnehmer, sich der Antwort entsprechend zu gruppieren. Sie können die Fragen aus verschiedenen Bereichen mischen, so z. B. Fragen, die zum Seminarthema gehören, oder solche, die sich auf den beruflichen und/oder persönlichen Hintergrund der Teilnehmer beziehen. Bei manchen Fragen werden auch Linien gebildet, dabei stellen sich die Teilnehmer in einer Diagonalen auf, z.B. von 0% bis 100%, oder die Teilnehmer ordnen sich bestimmten Ecken zu. Sie können auch mit Tesakrepp ein Koordinatenkreuz auf den Boden kleben, das ist eine etwas kompliziertere Variante.

Mögliche Weiterarbeit und Varianten

Oft reicht es zu Beginn aus, einen Überblick über bestimmte Fragen zu bekommen. Wenn Sie wollen, können Sie aber aus den Gruppen noch genauere Informationen erfragen. Wie weit Sie in die Tiefe gehen, hängt u. a. von der Größe der Gruppe ab oder welche Informationen Sie für Ihre Weiterarbeit benötigen. Sie können die Teilnehmer anleiten, sich in den Gruppen auszutauschen.

Im Folgenden stelle ich Ihnen einige Beispiele vor, die Sie nach Ihrem Thema und Ihren Bedürfnissen verändern können.

Beispiele

Allgemeine Fragen und Aufforderungen

1. Stellen Sie sich bitte nach Berufsgruppen zusammen.

2. Aus welchem Teil Deutschlands kommen Sie (welches Bundesland?)

3. Wenn Sie jetzt in Urlaub fahren könnten und Sie hätten die Wahl, wofür würden Sie sich entscheiden? Ans Meer, in die Berge, in die Wüste?

Zeitmanagement:

1. Wer hat sich schon einmal mit dem Thema beschäftigt? (4 Gruppen: Fortbildung besucht, Etwas darüber gelesen, Auf andere Art, Eher nicht).

2. Wer hat schon mal eine der Methoden ausprobiert? Zwei Gruppen: Ja und Nein

Ja- Gruppe weiter befragen:Welche Methoden? Mit welchem Erfolg? mit Erfolg / ohne / teilweise

3. Wer fühlt sich oft unter Zeitdruck oder gehetzt? Ja und Nein

4. Wer schätzt sich selbst als eher schnell oder als eher langsam ein? (Sprechen, gehen, schreiben, arbeiten) Schnell und langsam

5. Wer trägt eine Uhr? Immer, manchmal und nie

6. Wer meint, dass er mehr als 50% seiner Zeit mit überflüssigen oder unerfreulichen Dingen zubringt?

Lehren und Lernen

1. Wem hat Lernen in der Schule Spaß gemacht? (Hier wird eine diagonale Linie gebildet: Zum einen „Total viel Spaß“, zum anderen „Weniger Spaß“, dazwischen die entsprechenden Abstufungen).

2. Wie sieht das heute aus? (Hier ist es dann interessant, die Veränderungen zu sehen…)

Motivation

1. Wer war schon einmal sehr für etwas in seinem Leben motiviert? (Jeder sucht sich einen Nachbarn, mit dem er ein Beispiel austauscht).

2. Wer hat das Thema Motivation schon einmal mit seinen Schülern/Auszubildenden/Mitarbeitern usw. bearbeitet?

3. Wie hoch war die Motivation, zu diesem Seminar zu kommen? (Linie von eins bis hundert Prozent).

4. Wer hat Themen mitgebracht, an denen er arbeiten möchte? ( Ja und Nein)

Ihre Trainer-Aufgabe

Denken Sie an Ihr nächstes Seminar oder an eines der nächsten Seminare. Welche Fragen fallen Ihnen ein, die für Sie und die Teilnehmer interessant sein könnten? Notieren Sie allgemeine Fragen sowie Fragen, die sich auf das Seminarthema beziehen. Sie können am Ende der Übung auch die Teilnehmer bitten, selber noch Fragen zu stellen, nach denen sich die Gruppe aufstellen soll.

5 Rasender Reporter

Zur Methode

Bei diesem Spiel kommen die Teilnehmer in Bewegung, erfahren etwas übereinander und bekommen schon Eindrücke zum Seminarthema. Mit Wettspielcharakter wird das Spiel noch dynamischer.

Verlauf

Jeder Teilnehmer erhält ein Blatt – wie weiter hinten abgebildet –, auf dem Fragen zur Person stehen. Auch hier kann es eine Mischung aus persönlichen Fragen sein und solchen Fragen, die mit dem Seminarthema zu tun haben. Die Teilnehmer stehen auf, bewegen sich durch den Raum und nehmen Kontakt mit den anderen auf. Die Aufgabe besteht darin, zu jeder Frage einen Teilnehmer zu finden, der die Frage mit Ja beantworten kann und dazu mit seinem Namen unterschreibt. Für jede Frage muss man sich wieder einen neuen Mitspieler suchen.

Wer als Erstes eine senkrechte, waagerechte oder diagonale Zeile mit Unterschriften voll hat, ruft „Bingo“ und hat gewonnen. Damit das Spiel nicht zu schnell zuende ist, sollen sich diejenigen, die „Bingo“ gerufen haben, das merken.

Mögliche Weiterarbeit und Varianten

Nach 5 – 10 Minuten können Sie diese Runde beenden und die Teilnehmer bitten, sich wieder in den Stuhlkreis zu setzen. Es wird nun geklärt, wer die ersten drei Sieger waren. Diese können sich nun nacheinander einen Teilnehmer aus ihrer Unterschriftensammlung auswählen (wo sie das Thema vielleicht besonders interessiert) und nachfragen, warum hier mit Ja geantwortet wurde.

Variante für Sprache, Fachtheorie oder andere Lerninhalte

Während meiner Suggestopädie-Ausbildung lernte ich noch eine interessante Variante der Methode kennen. Ich werde sie am Beispiel-Thema „Suggestopädie“ vorstellen.

Beispiel: Suggestopädie

Bei dieser Methode werden mehrere Dinge gleichzeitig trainiert und gefordert:

Zur Methode

1. Lernstoff wiederholen

2. Kontakt aufnehmen und fragen

3. Gruppenarbeit (über die Antworten diskutieren)

4. Lernen kann während des Spiels stattfinden (durch die richtigen Antworten anderer)

5. Alle Lerntypen werden angesprochen: visuelle: durch lesen, schreiben und bunte Karten auditive: durch reden und fragen kinästhetische: durch den Raum durchqueren

Verlauf

1. Die Teilnehmer bekommen jeweils einen Fragebogen, der in der Aufteilung etwas anders aussieht (siehe Beispiel). Auch hier besteht der erste Schritt darin, für jede Frage einen anderen Teilnehmer zu finden, der sie beantworten kann. Diesmal aber nicht mit Ja oder Nein, sondern inhaltlich. Die Antwort wird neben die Frage geschrieben und mit Namen quittiert.


2. Wenn alle Fragen beantwortet sind, setzen sich die Teilnehmer in Arbeitsgruppen von 4 – 5 Teilnehmern zusammen. Ihre Aufgabe besteht nun darin, die Fragen einzeln durchzugehen und die Antworten zu vergleichen. In der kleinen Gruppe wird jeweils entschieden, welche Antworten als richtig gelten (diese bekommen 2 Punkte), welche teils richtig/teils falsch (1 Punkt) oder gar ganz falsch (keinen Punkt) sind.

Lernstoff vertiefen und diskutieren

In dieser Phase wird also der Lernstoff noch einmal diskutiert und vertieft. Das beinhaltet einen viel größeren Lerneffekt, als wenn einfach die Antworten mit einer richtigen Liste verglichen würden.


3. Man kann anschließend die Fragen in der Gesamtgruppe noch einmal besprechen, das wird aber meist nicht nötig sein. Vielleicht gibt es nur zu einigen speziellen kniffligen Fragen Diskussionsbedarf oder Unklarheiten, die Sie als Trainer beantworten können.

Ihre Trainer-Aufgabe

Denken Sie an eins Ihrer nächsten Seminare und überlegen Sie sich:

a) Fragen zum Kennenlernen oder Spaßfragen

b) Fragen zum speziellen Thema

und erstellen Sie einen entsprechenden Arbeitsbogen.

Wenn Sie auch Trainings oder Seminare geben, in denen die Teilnehmer konkreten Stoff auswendig lernen sollen, entwickeln Sie einen Fragebogen zur Variante (Beispiel Suggestopädie).

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Beispiel Suggestopädie

Wie heißt der Begründer der Suggestopädie?
 
Wie heißt die Wiederholungsphase?  
Wofür kann man Suggestopädie einsetzen?  
Was ist mit Rhythmisierung gemeint?  
Welche Entspannungselemente gibt es im suggestopädischen Unterricht? (mindestens 3 nennen)  
Nenne 3 Elemente der Suggestopädie?  
Welche Möglichkeiten gibt es, ein Thema/einen Stoff neu einzuführen?  
Nenne 3 Lernspiele.  
Was gefällt dir besonders gut an der suggestopädischen Methode?  

6 Namenskette

Zur Methode

Dieses Spiel habe ich im Laufe der Jahre in unterschiedlichen Varianten durchgeführt, aber in fast jedem Seminar, da es die beste Methode ist, um sich bis zu 20 Namen zu Beginn eines Seminars merken zu können. Das ist nicht nur für Sie als Trainer interessant. Auch die Teilnehmer profitieren davon. Es ist auch eine Form von Lerntechnik, vor allem für kinästhetische Lerner, aber auch für andere Lerntypen ist es eine Unterstützung. Die Namenskette kann mehr spielerisch und spaßig durchgeführt werden; in einem Seminar zum Thema „Lerntechniken“ o.Ä. kann man die Methode aber auch als Demonstration benutzen, wie Lernen unter Stress nicht oder nur schwer funktioniert.

Verlauf

Alle Teilnehmer stehen im Kreis. Sie beginnen und stellen sich vor, indem Sie zunächst Ihren Namen sagen und dann eine Bewegung dazu machen. Welche Bewegung das ist, hängt davon ab, welche Spielvarianten Sie wählen (s. unten). Alle Teilnehmer wiederholen Ihren Namen und Ihre Bewegung dreimal.

Als Nächstes kommt der Teilnehmer dran, der links von Ihnen steht. Nachdem er sich vorgestellt hat und alle Teilnehmer Bewegung und Namen dreimal wiederholt haben, wiederholt er noch Ihren Namen und Ihre Bewegung usw. D. h., alle müssen die vorhergegangenen Namen und Bewegungen wiederholen, so dass die Namenskette immer länger wird.

1. Variante Die Person

Sie bitten die Teilnehmer um eine Bewegung, die etwas mit ihrer Person zu tun hat: mit ihrem Beruf, einem Hobby oder ihrer momentanen Befindlichkeit. Dabei sollen sie aber nicht verraten, was sie darstellen soll, und die anderen dürfen auch keine Vermutungen dazu laut in den Raum rufen. Wenn die Runde fertig ist und der letzte Teilnehmer schweißüberströmt alle Namen der Gruppe wiederholt hat (manchmal werden Sie als Trainer aufgefordert, jetzt gefälligst auch noch einmal alle zu wiederholen), setzen sich alle in den Stuhlkreis.

Nun kommt der 2. Teil. Nacheinander wird geraten, was die Bewegungen der einzelnen Darsteller wohl zu bedeuten hatten. Wer eine Vermutung hat, wird aufgefordert, diese mitzuteilen. Die Antwort sollte erläutert werden, mit Beispielen geschmückt, in jedem Fall einige ausführliche Sätze dazu gesagt werden. Schließlich geht es ja darum, sich ein wenig kennen zu lernen.

2. Variante Eine Reise

Zu Beginn klären Sie mit der Gruppe, wohin Sie gemeinsam reisen wollen. Nach Haiti, sehr schön. Zu so einer Reise muss man ja einiges mitnehmen. Jeder stellt sich nun mit seinem Namen vor und sagt, was er mit auf diese Reise nimmt. Dieser Gegenstand muss mit dem gleichen Anfangsbuchstaben anfangen wie der eigene Name (das ist eine Eselsbrücke). Dazu macht er dann noch eine passende Bewegung. Name, Gegenstand und Bewegung werden einmal wiederholt, dann kommt der Nächste dran und wiederholt wie bei Variante 1 die genannten Namen, Gegenstände und Bewegungen. Die Gruppe unterstützt ihn dabei, indem sie jede Bewegung zu jedem Namen mitmacht, ruhig auch schon, bevor er den entsprechenden Gegenstand genannt hat.

Hilfe ist erlaubt

Grundsätzlich sollten Sie bei jeder Variante die Teilnehmer dazu ermutigen, sich gegenseitig zu helfen und den eigenen Namen noch einmal zu wiederholen, wenn es irgendwo klemmt. Für viele kann es ganz schön stressig werden, vor so vielen Menschen in einer Anfangssituation ihr Gedächtnis unter Beweis zu stellen. Für einige Menschen ist diese Übung aber auch eine Offenbarung, wenn sie bislang geglaubt hatten „Namen kann ich mir nicht merken“, und nun eine neue Erfahrung machen. Oft erzählen mir die Teilnehmer am Ende des Seminars, dass diese Übung für sie besonders beeindruckend war.

*Zu: Lernblockaden durch Stress

Es fällt oft auf, dass die Teilnehmer den Namen der letzten Person, die vor ihnen dran war, vergessen. Das ist zum einen u. a. dem Stressfaktor zuzuschreiben („gleich bin ich dran“), was man in Seminaren, die sich mit Lernen und Gedächtnis beschäftigen, anschließend thematisieren kann, zum anderen wurde der letzte Name noch nicht öfter wiederholt. Sie können den Stress mindern, indem Sie nach jedem 7. oder 10. Teilnehmer die Runde neu beginnen.

Damit Sie keinen falschen Eindruck bekommen: Diese Übung macht den meisten Teilnehmern Spaß und es gibt viel zu lachen. Aber es kann für einzelne Teilnehmer Stress auftauchen, und dann können Sie diese Anregungen berücksichtigen.

7 Centering

Zur Methode

Entspannen und Loslassen