Cover

Marc Tscheuschner

30 Minuten

Unternehmensethik

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Umschlaggestaltung: die imprimatur, Hainburg

© 2012 GABAL Verlag GmbH, Offenbach

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags.

Hinweis:

Das Rad der Arbeitsfunktionen, das Modell der Linking Skills und das Team Management Rad von Margerison-McCann sowie das QO2-Modell und das Window-on-Work-Values-Modell von McCann sind geschützte Warenzeichen. Nutzung mit freundlicher Genehmigung durch TMS Development International, York/UK, www.tmsdi.com.

ISBN Buchausgabe: 978-3-86936-356-1

In 30 Minuten wissen Sie mehr!

Dieses Buch ist so konzipiert, dass Sie in kurzer Zeit prägnante und fundierte Informationen aufnehmen können. Mithilfe eines Leitsystems werden Sie durch das Buch geführt. Es erlaubt Ihnen, innerhalb Ihres persönlichen Zeitkontingents (von 10 bis 30 Minuten) das Wesentliche zu erfassen.

Kurze Lesezeit

In 30 Minuten können Sie das ganze Buch lesen. Wenn Sie weniger Zeit haben, lesen Sie gezielt nur die Stellen, die für Sie wichtige Informationen beinhalten.

• Alle wichtigen Informationen sind blau gedruckt.

 

• Zahlreiche Zusammenfassungen innerhalb der Kapitel erlauben das schnelle Querlesen.

image

• Ein Fast Reader am Ende des Buches fasst alle wichtigen Aspekte zusammen.

Inhalt

Vorwort

1. Unternehmensethik – Worum geht es?

Zentrale Grundbegriffe

Beurteilungskriterien für ethisches Handeln

Ethik und Ökonomie

Der Nutzen ethischer Unternehmensführung

2. Was soll ich tun? Verankerung ethischen Denkens im Unternehmen

Verantwortung übernehmen

Ausgangsposition analysieren

Ethische Leitlinien implementieren

Erfolge sicherstellen

3. Was will ich tun? Mitarbeiter finden und führen

Mitarbeiter und Mitarbeiter

Führung und Verantwortung

Beurteilungs- und Anreizsysteme

Individuum und System

4. Was kann ich tun? Herausforderungen im unternehmerischen Alltag meistern

Verantwortung ermöglichen

Interessenkonflikte erkennen, benennen und lösen

Mögliche Konfliktfelder angehen

Personal (weiter-)entwickeln

Vom Erfolg berichten

Fast Reader

Der Autor

Weiterführende Literatur

Vorwort

Stellen Sie sich vor, Sie sind Manager in einem großen Konzern (und vielleicht sind Sie das ja auch). Sie stehen kurz vor dem Abschluss eines bedeutenden Geschäfts. Ihr Verhandlungspartner bestätigt Ihnen, dass Sie das mit Abstand beste Angebot vorgelegt haben. Nur eine winzige Kleinigkeit fehlt da noch. Ein Beratungsmandat für einen guten Bekannten, der – wenn auch völlig fachfremd – sicher bei dem Auftrag unterstützen könnte. Oder ein bescheidener Geldbetrag, vorzugsweise auf ein Offshorekonto zu überweisen.

Sie stecken in einem Dilemma. Bestechung ist Ihre Sache nicht. Da wissen Sie auch Ihren Chef hinter sich, der Zuwendungen jeglicher Art klar ablehnt, wenn er auch verlorene Aufträge noch ein kleines bisschen mehr ablehnt. Außerdem denken Sie an die 180 Arbeitsplätze, die durch diesen Auftrag gesichert wären. Was tun?

Unternehmensethik ist die Disziplin, die sich mit solchen Dilemmas beschäftigt. Es geht um die Grundlagen, wie Entscheidungen getroffen werden, und damit um einen wichtigen Teil betriebswirtschaftlichen Denkens. Aus meiner Sicht gewinnt die Auseinandersetzung mit ethischen Fragen immer weiter an Bedeutung im unternehmerischen Handeln. Und das betrifft nicht nur Unternehmer und Führungskräfte, sondern auch zunehmend Mitarbeiter aller Hierarchieebenen.

Bitte sehen Sie vom Kauf dieses kleinen Buches ab, wenn Sie eine Lösung des Dilemmas erwarten (allerdings würde Ihnen auch kein dickeres Buch helfen). Wenn Sie jedoch Anregungen für Ihren Lösungsweg suchen und eine Zusammenfassung der aktuellen Diskussion haben möchten, dann wünsche ich Ihnen jetzt viel Spaß beim Lesen.

Bad Nauheim, 2011

Marc Tscheuschner

Ich würde mich freuen, die Diskussion mit Ihnen fortzuführen. Sie erreichen mich unter marc.tscheuschner@tms-zentrum.de

1. Unternehmensethik – Worum geht es?

Werden die Zeiten wirtschaftlich enger oder droht gar eine Finanzkrise mit Schuldenkollaps europäischer Staaten, wird der Ruf nach ethisch korrektem Verhalten in Unternehmen lauter. Begriffe wie „Corporate Social Responsibility“ tauchen immer häufiger auf. Der Wunsch nach verantwortungsvollem Handeln steht im Raum, der Druck auf Unternehmer, Manager und Mitarbeiter steigt. Sie sollen jetzt „das Richtige“ tun.

Viele Handlungen von Unternehmen entsprechen voll und ganz unserer Rechtsordnung, dennoch geraten Unternehmen leicht in die öffentliche Kritik. Durch Boni, Entlassung und dann Wiedereinstellung von Mitarbeitern zu schlechteren Bedingungen und andere diskussionswürdige Handlungen. Spielräume, die für unternehmerisches Handeln essenziell sind, werden nicht so genutzt, wie sich das der eine oder andere wünscht. In diesen Fällen geht es um Fragen der Ethik.

1.1 Zentrale Grundbegriffe

Ethik ist die Bezeichnung für eine philosophische Disziplin, die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Gewohnheiten, Sitten und Gebräuchen (ethos) der Menschen. Aristoteles (384 – 322 v. Chr.) führte diesen Begriff ein, als Lehre von der Beurteilung des menschlichen Handelns. Er ging von der Überzeugung aus, dass menschliches Verhalten grundsätzlich einer vernünftigen und fundierten theoretischen Reflexion zugänglich sei.

Am Anfang der Diskussion ethischer Fragen steht die Definition, was gut und was böse ist. Es geht also darum, welches Verhalten lobenswert und welches zu tadeln ist. Damit gibt Ethik die Einstellung eines Menschen wieder, wie er mit seinen Mitmenschen umgeht. Es werden Kriterien für gutes und schlechtes Handeln und die Bewertung von Motiven und Folgen definiert. Doch wie soll man Handlungen bewerten? Hier kommt die Vernunft ins Spiel: Ethisches Handeln orientiert sich einzig am Prinzip der Vernunft, nicht etwa an vorgegebenen religiösen Normen. Das Ziel der Ethik ist die Erarbeitung von allgemeingültigen Normen und Werten. Nach Immanuel Kant soll Ethik die gar nicht so einfache Frage beantworten: „Was soll ich tun?“

Ethik zeigt die Prinzipien auf, wie gutes Handeln entsteht, wie ganz allgemein Bewertungen bestimmter Problemsituationen begründet werden können, wie Werturteile gefällt werden. Ihre Ergebnisse bestehen in anwendbaren ethischen bzw. moralischen Normen, die beinhalten, dass unter bestimmten Bedingungen bestimmte Handlungen geboten, verboten oder erlaubt sind. Die Anwendung dieser Prinzipien auf den einzelnen Fall ist im Allgemeinen nicht durch Ethik leistbar, sondern Aufgabe der praktischen Urteilskraft und des Gewissens jedes Einzelnen.

Als Grundlage für diese praktische Urteilskraft werden Absicht und Freiwilligkeit unterstellt: Zum einen nehmen wir Handlungen so vor, wie wir uns das vorher vorgenommen haben, und zum anderen tun wir dies mit Wissen und freiem Willen. Ethisch bewertbares Handeln setzt voraus, dass wir uns vorher nach besten Kräften informiert und daraus unsere Handlung abgeleitet haben. Und nicht etwa aus fehlendem Wissen heraus schlicht falsch – oder gar dumm – handeln.

Was ist gut?

Ethik fragt, wie ein Handeln zu bewerten ist: gut oder schlecht. Wenn etwas gut ist, erfüllt es seinen Zweck in besonderer Art und Weise. Eine gute Schere wird hervorragend schneiden, scharf und gerade. Ein gutes Auto wird die Passagiere sicher von A nach B bringen, wenig Reparaturen verursachen und vielleicht noch mit der ein oder anderen Annehmlichkeit aufwarten. Ein schlechtes Auto wird diese Erwartungen nicht erfüllen. Vielleicht wird es oft kaputt sein oder die Mitfahrer werden wegen rumpeligem Fahrwerk und abfallenden Bauteilen gestresst das Fahrzeug wieder verlassen. Dieses Beispiel zeigt, dass es oft vom Auge des Betrachters abhängt, ob etwas gut ist. Jeder Mensch besitzt andere Bewertungskriterien, nach denen er ein Objekt oder eine Handlung einschätzt. Das gute Auto kann für jemand anderen schlecht sein. Etwa wenn er ein größeres Auto mit erweiterter Ausstattung oder eine andere Marke bevorzugt – oder gar kein Auto akzeptiert, da man ja wegen Lärmentwicklung und Ressourcenverbrauch gar kein Auto fahren dürfe. Mehr dazu in Kapitel 3.1.

Nach Kant lässt sich am einfachsten prüfen, ob eine Handlung gut und richtig ist, indem man sich fragt, ob die Öffentlichkeit davon erfahren dürfe. Würde man eine Handlung (oder ganz praktisch: eine geschriebene E-Mail) lieber geheim halten, weil man ansonsten Protest oder Widerstand befürchten würde, wäre dies ein deutliches Indiz für ihre Ungerechtigkeit.

Ist es heute noch gut?

Bleiben wir noch ein wenig beim Beispiel Auto. Noch vor einigen Jahren war es ein Zeichen von gehobenem Status, ein möglichst großes Auto mit großem, starkem Motor zu fahren. Das ist heute noch immer weitverbreitet, aber:

Man will es nicht mehr so richtig gerne zugeben. Zumindest nicht öffentlich. Hier wandelt sich die Moral. Autos verlieren an Wichtigkeit und es wird schicker, mit einem Hybridfahrzeug oder einem stylishen Elektrofahrrad zu glänzen als mit einem Spritschlucker. Gerade für Unternehmer ist es wichtig, wandelnde Maßstäbe früh zeitig zu erkennen und die Auswirkungen in Strategie und Produktplanung zu berücksichtigen.