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Cristián Gálvez

30 Minuten

Storytelling

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Umschlaggestaltung: die imprimatur, Hainburg

© 2009 GABAL Verlag GmbH, Offenbach

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags.

Hinweis:

ISBN Buchausgabe: 978-3-86936-373-8

In 30 Minuten wissen Sie mehr!

Dieses Buch ist so konzipiert, dass Sie in kurzer Zeit prägnante und fundierte Informationen aufnehmen können. Mithilfe eines Leitsystems werden Sie durch das Buch geführt. Es erlaubt Ihnen, innerhalb Ihres persönlichen Zeitkontingents (von 10 bis 30 Minuten) das Wesentliche zu erfassen.

Kurze Lesezeit

In 30 Minuten können Sie das ganze Buch lesen. Wenn Sie weniger Zeit haben, lesen Sie gezielt nur die Stellen, die für Sie wichtige Informationen beinhalten.

• Alle wichtigen Informationen sind blau gedruckt.

 

Zahlreiche Zusammenfassungen innerhalb der Kapitel erlauben das schnelle Querlesen.

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• Ein Fast Reader am Ende des Buches fasst alle wichtigen Aspekte zusammen.

Inhalt

Vorwort

1. Wozu Geschichten?

Das Spiel mit den Gewohnheiten

Das Spiel mit dem Unbewussten

Das Spiel mit der Wahrnehmung

2. Story-Arten und Erzählmethoden

Seeding Storys

Personality Storys

Open-Ended Storys

Überzeugungsstorys

Erklärungsstorys

3. Storys entwickeln

Die Wahl der Story

Die Besetzung

Kompatibilität und Konflikt

Das Setting

4. Humor im Storytelling

Was ist Humor – und was bedeutet er?

Haltung, Unterhaltung und gute Unterhaltung

Techniken aus der Humorfabrik

5. Vorhang auf für Ihre Storys!

Storys in den Raum tragen

Mit Storys arbeiten

Sprache, Rhythmus, Timing

Fast Reader

Weiterführende Literatur

Vorwort

„Durch Storytelling wird eine Geschichte nicht nur gehört, sondern auch erlebt.“

Was verfolgen Sie lieber, Präsentieren „à la Chart“ oder als spannende Story? Und warum sollte es Ihren Zuhörern anders gehen? In spätestens 30 Minuten wissen Sie, wie Sie jeden Inhalt – und sei er noch so trocken, sachlich, konfliktreich – leicht und überzeugend in die Köpfe und Herzen Ihres Publikums einpflanzen können!

Geschichten sind rhetorische Geheimwaffen. Sie verschaffen Zeit, vermitteln Vertrauen, stärken Ihr Profil und präsentieren Probleme oder Konflikte auf einem unverbindlichen, aber unbewusst extrem wirksamen Terrain. Wer gute Geschichten und Geschichten gut erzählen kann, gewinnt das Vertrauen seiner Zuhörer. Storys bauen Brücken. Entscheiden Sie sich fürs Storytelling – und erzählen Sie von nun an, was Sie zu sagen haben.

Wer Geschichten erzählt, stärkt und steuert die Persönlichkeit. Eine Story leistet mehr, als nur die Gäste bei Laune zu halten: Sie zeigen sich mit Storytelling als der, den Sie auf den Bühnen des Lebens wirklich und wirksam darstellen wollen. Die Story gibt dem Erzähler und dem Zuhörer Gelegenheit, sich zu entspannen und sich dadurch kommunikativ einander zu nähern. Besonders schwieriger Stoff wird im Rahmen einer Story plötzlich federleicht, transparent, verständlich und überzeugend.

Der Erzähler hat Gelegenheit, mit dem Inhalt auch persönliche Werte, Motivationen oder Überzeugungen zu vermitteln – und mit seinem von Natur gegebenen Humor anzureichern. Er kann aber auch sehr klar und deutlich Konflikte und Probleme darstellen – wie etwa bei einer wichtigen Rede. Denn der Zuhörer hat für Storys eine entscheidend höhere Aufnahme- und Verständnisbereitschaft – auch für Themen, die auf der beruflichen oder alltäglichen „Tagesordnung“ stehen. Storys können sogar auf sehr diplomatische Weise Krisen bewältigen.

Denn wir sind, im Gegensatz zu Charts, süchtig nach guten und gut erzählten Geschichten. Wer Storys erzählt, steuert die Wirksamkeit seiner Aussagen und steigert Präsenz, Profil, Persönlichkeit. Übrigens, keine Angst! Es geht hier nicht um Rollenspiele und Mitmachtheater, sondern lediglich darum, Ihre Inhalte in einer Form zu präsentieren, von der alle Beteiligten mehr haben. Dabei bleiben Sie vollkommen Sie selbst. Besser gesagt: Sie werden Sie selbst …

Storytelling besteht aus drei Komponenten: der Story und ihrem Nutzen (Kapitel 1-2), dem Erzählten, also dem Vollzug der Story, ihrer „Performance“ (Kapitel 3-4), und dem, der die Geschichte verkörpert, dem Erzähler – Ihnen selbst (Kapitel 5). Und weil es gerade hier ein Fauxpas wäre, Sie allzu lang auf die Folter zu spannen, legen wir gleich los!

1. Wozu Geschichten?

Unterhaltende Geschichten können Perspektiven verändern, Überzeugungen umdrehen, Leidenschaft für eine Sache auslösen. Demosthenes schaffte es mit seiner Phillipika, dass das Volk nicht die Rede lobte, sondern zu den Waffen griff. Aber wie funktioniert das Stimmungsmanagement? Darum geht es in diesem Kapitel.

1.1 Das Spiel mit den Gewohnheiten

Ein Spiel ist das Zusammentreffen mehrerer Menschen unter bestimmten Regeln. Storytelling hat besondere Regeln. Wenn das Leben nur linear verliefe, würden wir uns buchstäblich zu Tode langweilen. Obwohl wir zum Leben gewisse Koordinaten brauchen, um uns zurechtzufinden, sind wir für Abweichungen dankbar. Da kommt Storytelling ins Spiel, als eine Form der Unterhaltung. Es bietet die Gelegenheit, Gewohntes aus einer ungewöhnlichen Perspektive zu sehen, und steigert die Bereitschaft, an- und aufzunehmen. Die Zeit ist reif für Storytelling, denn wir leben im Zeitalter der Unterhaltung. Ihr Publikum wartet auf eine Story – sonst verlässt es innerlich den Raum.

Warum Geschichten?

Storytelling ist die Kunst, harte Fakten sanft zu vermitteln. Geschichten dienten seit frühester Zeit als Mittel der Bewahrung von Wahrheiten, als Gleichnis zur Orientierung oder Besserung der Moral (wie etwa das Märchen) oder auch zur Darstellung un- und unterbewusster Vorgänge. Erst das kartesianisch-wissenschaftliche Weltbild unserer Neuzeit verdrängte Geschichten als Instanz der Vermittlung von Wissen und Inhalten. Bis man im Unterhaltungszeitalter feststellte, dass Kuchendiagramme dem Publikum oft nicht schmecken und schwer zu verdauen sind. Informationen sind Knochen. Storys sind aus Fleisch und Blut – mitten aus dem Leben und nicht aus der Theorie. Sie vermitteln ein „seltsames, unerhörtes Ereignis“, wie Goethe die damals gängige Storyform der Novelle (in seiner Novelle ‚Novelle‘) definierte.

Unterhaltung – das sehen wir gerne

Die Informationsverarbeitung hat sich in unserer westlichen Gesellschaft grundlegend verändert. Schon als Kind leben wir mit Werbung und Medien an unserer Seite, spielen interaktiv und suchen nach immer neuen Anregungen. Niemand hat das Recht, andere zu langweilen. Was wir uns gerne gemerkt haben, waren nicht die binomischen Formeln, sondern die Ma-O-Am-Werbung, das Fragezeichen auf Rudi Carrells „Laufendem Band“, die Jägermeister-Sprüche oder wie der „See-wolf“ damals mit bloßer Hand die rohe Kartoffel zerdrückte. Kleine, unerhörte Ereignisse. That‘s Entertainment!

Von Apple bis Mercedes-Benz, vom Frühstücksfernsehen bis zu den Tagesthemen, von Alltag bis Zerstreuung erwarten wir mittlerweile „gute Unterhaltung“. Diese Haltung ist uns längst in Fleisch und Blut übergegangen. Wenn wir nicht unterhalten werden, „schalten“ wir schnell „ab“ – ganz gleich ob wir in einer Sitzung hinhören müssen oder vor dem Fernseher Ablenkung suchen.

In den Storys aus Hollywood und Disneyworld wurde das Grundprinzip des Entertainment perfektioniert. Die US-Unterhaltungsindustrie ist für viele Formen das Maß aller unterhaltenden Dinge geworden. Der Wahlkampf von Barack Obama folgte perfekt den Prinzipien des Entertainment und dazu gehörte: Kein Auftritt ohne Storytelling, das Vermitteln einer Problemstellung durch Erzählen einer Begebenheit aus seiner Biografie.

Warum? Bei einer guten Story sind wir ganz Ohr und oft auch mit dem Herzen dabei. Wir fühlen uns innerlich von einem Lagerfeuer gewärmt, an dem jemand etwas Persönliches und oft sehr Rühriges buchstäblich „von sich gibt“. Wer dagegen keine Storys auf Lager hat, muss um „Aufmerksamkeit bitten“.

Bilder, Emotionen, Brücken bauen