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Peter Heigl

30 Minuten

Faires Streiten

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Umschlaggestaltung: die imprimatur, Hainburg

© 2003 GABAL Verlag GmbH, Offenbach
5., überarbeitete Auflage 2012

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags.

Hinweis:

ISBN Buchausgabe: 978-3-86936-386-8

In 30 Minuten wissen Sie mehr!

Dieses Buch ist so konzipiert, dass Sie in kurzer Zeit prägnante und fundierte Informationen aufnehmen können. Mithilfe eines Leitsystems werden Sie durch das Buch geführt. Es erlaubt Ihnen, innerhalb Ihres persönlichen Zeitkontingents (von 10 bis 30 Minuten) das Wesentliche zu erfassen.

Kurze Lesezeit

In 30 Minuten können Sie das ganze Buch lesen. Wenn Sie weniger Zeit haben, lesen Sie gezielt nur die Stellen, die für Sie wichtige Informationen beinhalten.

• Alle wichtigen Informationen sind blau gedruckt.

 

Zahlreiche Zusammenfassungen innerhalb der Kapitel erlauben das schnelle Querlesen.

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• Ein Fast Reader am Ende des Buches fasst alle wichtigen Aspekte zusammen.

Inhalt

Vorwort

1. Konflikt-Kultur – so wichtig wie die Liebe

Konflikte annehmen

Konfliktfähigkeit und „Emotionale Intelligenz“

2. Konflikte analysieren

Begriffsklärung

Arten eines Konflikts

Erscheinungsweisen eines Konflikts

Ebenen eines Konflikts

Bereiche eines Konflikts

Stufen eines Konflikts

3. Konflikt und Persönlichkeit

Die konstruktive Haltung zum Konflikt

Die Fähigkeiten der „Konstruktiven“

Voraussetzungen für „faires Streiten“

Persönlichkeits-Typus und Konfliktverhalten

Wertvolle Gegensätze – Extreme

Besonders konfliktreiche Menschen

4. Grundlagen guter Konfliktkultur

Loben können – kritisieren können

Feedback geben und nehmen

Aktives Zuhören

5. Bausteine fairen Streitens

Das offene, faire Konfliktgespräch

Faires Einwandverhalten

Die „Ich-Botschaft“

Bedürfnisse konkret formulieren

Konkrete Vorschläge bereithalten

Nachprüfbare Kriterien formulieren

Vereinbarte Signale

Pausen

6. Das gut geplante Konfliktgespräch

Vorarbeit: Konfliktanalyse und Zielanalyse

Phasen des erfolgreichen Konfliktgesprächs

Mediation: Die Kunst der Vermittlung

7. Was tun bei unfairen Mitteln?

Aggressionen sachlich ansprechen

Die BAMBUS-Technik

Abblocken

Humor

Fast Reader

Literaturhinweise

Der Autor

Vorwort

Bei manchen Menschen wird jede Meinungsverschiedenheit zum Streitfall, jedes kleine Problem „von der Mücke zum Elefanten“. Und wieder andere haben ein „glückliches Händchen“, lösen elegant die kleinen und großen Konflikte des Lebens, finden immer wieder kreative Lösungen zum Nutzen aller Beteiligten.

Ist dies Talent? Wie musikalische oder sportliche Begabung? Die einen können es halt, die anderen nicht? Teils, teils, wie so oft. Ein Teil ist sicher Begabung. Aber das Tröstliche: Der andere Teil ist es nicht. Konfliktfähigkeit kann man lernen.

Seit Jahrzehnten befasse ich mich mit den Werkzeugen und Modellen zur Konfliktbewältigung. Ich habe gemerkt, dass sie mir sowohl im Berufs- als auch im Privatleben unentbehrlich geworden sind. Und ich habe erlebt, dass diese Werkzeuge auch anderen Menschen Nutzen bringen können.

Das vorliegende Buch ist als erste Orientierungshilfe für diejenigen gedacht, die sich über die Themen Konflikte, Konfliktmanagement, Konfliktstrategien usw. informieren möchten. Die Lernziele lauten:

• Konflikte besser verstehen und analysieren können,

• die Prinzipien einer guten Konfliktkultur kennen lernen und

• die Bausteine einer guten Konfliktkultur nutzen können.

Konfliktkultur kann man lernen. Wer konstruktiv zu streiten gelernt hat, sieht Streit als Chance. Er weiß: Jeder Konflikt bietet die Gelegenheit, das eigene Verhaltensrepertoire und das persönliche Erfahrungsspektrum zu erweitern.

Wer zu den Menschen gehört, die als „faire Streiter“ und „gute Konfliktlöser“ gelten, hat selbst den größten Gewinn: Es bringt Frieden und Befriedigung und ist eine Bereicherung des Lebens.

Viel Erfolg!

Dr. Peter Heigl

www.dr-heigl.de

1. Konflikt-Kultur – so wichtig wie die Liebe

Streit ist der Vater aller Dinge.

Heraklit, ca. 550 – 480 v. Chr.

Der griechische Philosoph Heraklit prägte den bekannten Ausspruch: „polemos pater panton“ (= „Streit ist der Vater aller Dinge“). Er meinte mit polemos (= Kampf/Streit/Widerstreit/Krieg) nichts anderes als das Prinzip des Gegensatzes.

Alles Werden und Wachsen, alles was entsteht, ist ein Produkt gegensätzlicher Kräfte: männlich und weiblich, Tag und Nacht, Sommer und Winter, Licht und Dunkelheit, Sonne und Regen, Materie und Geist, Anziehung und Abstoßung, Liebe und Hass, Himmel und Erde etc. In der östlichen Philosophie finden wir diesen Gedanken als die sich ergänzenden Prinzipien von Yin und Yang wieder.

Aus Gegensätzlichem kann Harmonisches und Gutes entstehen. Es liegt auch an uns, diese Prinzipien zu verstehen und zur Wirkung zu bringen!

1.1 Konflikte annehmen

„Konflikt“ ist für viele ein belastetes Wort. Die meisten Menschen denken dabei an Krise, Ärger, Streit, Wortgefecht oder Krieg. Der Begriff ist häufig angstbesetzt. Aber wir wissen: Angst ist ein schlechter Ratgeber. Die meisten Menschen versuchen Konflikten aus dem Weg zu gehen, weil sie als Störung, als etwas Unangenehmes empfunden werden. Dabei sollte es ganz anders sein: Konflikte und Spannungen sind normal, sie gehören zum Leben. Es kommt lediglich darauf an, was man daraus macht.

Es gibt die Liebe, die Kraft zum Guten, das Schöne und Wertvolle auf dieser Erde, aber es gibt auch das Schreckliche, Tragische, Traurige, Böse und Schlimme. Wir tun gut daran, die gegensätzlichen Kräfte, die unser ganzes Leben durchziehen, realistisch zu sehen und mit ihnen richtig umzugehen.

Dabei ist es für unser seelisches Gleichgewicht besonders wichtig, neben all dem Negativen auch das Schöne und Gute zu sehen. Diese lebensbejahende Sichtweise stellt eine lebenslange Aufgabe dar. Wem sie gelingt, der hat die positiven Kräfte des Lebens zu seinen Verbündeten gemacht und das Leben wird es ihm lohnen. Er darf sich zu den Glücklichen zählen, den Glückseligen, wie die großen Religionen und Philosophien sagen.

 

Konflikte gehören zum Leben.

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Unsere Aufgabe: Konflikten nicht aus dem Weg gehen, sondern sie annehmen oder lösen.

1.2 Konfliktfähigkeit und „Emotionale Intelligenz“

„Emotionale Intelligenz“ ist in den letzten Jahren zu einem wichtigen Schlüsselbegriff geworden. Abkürzungen: EI = Emotionale Intelligenz oder auch EQ = Emotional Quality, Qualität der Emotionalen Intelligenz. Gemeint ist die Fähigkeit, mit Menschen und Gefühlen gut umgehen zu können.

Früher hat man vor allem die sprachliche und logischmathematische Begabung untersucht. Man misst die Begabung und das Wissen und gibt sie mit einem Wert an: Intelligenz-Quotient (IQ). Der Mittelwert ist 100. Heute aber wissen wir: Es gibt verschiedene Arten von Intelligenz. Sie können unabhängig voneinander sein oder auch kombiniert werden. Man unterscheidet:

Sprachliche Intelligenz:

z. B. verständlich und überzeugend sprechen und erklären zu können

Logisch-mathematische Intelligenz:

abstrakte mathematische Probleme verstehen

Räumliche Intelligenz:

sich gut orientieren können

Musikalische Intelligenz:

Musik erinnern, selber Musik machen können

Körperliche und kinästhetische Intelligenz:

Tanzen, Sport, geschickter Werkzeuggebrauch

Naturalistische Intelligenz:

Pflanzen/Tiere kennen, benennen, gut damit umgehen können

Organisatorische Intelligenz:

klug und planvoll organisieren können

Stress-Meisterung:

planvoll und richtig denken und handeln können – auch unter Stress

Intrapersonelle Intelligenz:

einen guten Zugang haben zu den eigenen Gefühlen

Interpersonelle Intelligenz:

sensibel sein für Stimmungen, Motive und Emotionen anderer