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Bernd M. Wittschier

30 Minuten

Machtspielchen im Büro

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Umschlaggestaltung: die imprimatur, Hainburg

© 2011 GABAL Verlag GmbH, Offenbach

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags.

Hinweis:

ISBN Buchausgabe: 978-3-86936-378-3

In 30 Minuten wissen Sie mehr!

Dieses Buch ist so konzipiert, dass Sie in kurzer Zeit prägnante und fundierte Informationen aufnehmen können. Mithilfe eines Leitsystems werden Sie durch das Buch geführt. Es erlaubt Ihnen, innerhalb Ihres persönlichen Zeitkontingents (von 10 bis 30 Minuten) das Wesentliche zu erfassen.

Kurze Lesezeit

In 30 Minuten können Sie das ganze Buch lesen. Wenn Sie weniger Zeit haben, lesen Sie gezielt nur die Stellen, die für Sie wichtige Informationen beinhalten.

• Alle wichtigen Informationen sind blau gedruckt.

 

Zahlreiche Zusammenfassungen innerhalb der Kapitel erlauben das schnelle Querlesen.

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• Ein Fast Reader am Ende des Buches fasst alle wichtigen Aspekte zusammen.

Inhalt

Vorwort

1. Machtspielchen erkennen und einordnen

Schritt 1: Prüfen Sie, ob es sich um ein Machtspielchen handelt

Schritt 2: Analysieren Sie die Hintergründe des Machtspielchens

Schritt 3: Ordnen Sie das Machtspielchen ein

2. Die Führungskraft als Schlichter: Ausgleich schaffen

Beenden Sie zerstörerische Machtspielchen sofort

Sorgen Sie für Chancengleichheit

Finden Sie eine Konfliktlösung

Führen Sie eine Mediation durch

Nutzen Sie Ihre Menschenkenntnis

Entwickeln Sie einen Wertekanon und Ethikkodex

3. Die Führungskraft als Opfer: Souveränität zeigen

Setzen Sie sich gegen unfaire Attacken von oben zur Wehr

Stoppen Sie Intrigen und Verleumdungen von Kollegen oder Mitarbeitern

Nehmen Sie wieder die Gestalterrolle ein

4. Die Führungskraft als Täter: Verantwortlich handeln

Prüfen Sie, ob und wie Sie ins Machtspielchen einsteigen sollten

Erlernen Sie die Kunst des „fairen Machtspiels“

5. Kompetenzen für konstruktive Machtspielchen stärken

Exzellent kommunizieren

Emotional und sozial kompetent sein

Perspektive wechseln

Fast Reader

Der Autor

Weiterführende Literatur

Vorwort

„Entscheidend ist nicht die Frage, ob man Macht hat, entscheidend ist die Frage, wie man mit ihr umgeht.“ Das hat Alfred Herrhausen gesagt, der einstige Vorstandssprecher der Deutschen Bank.

„Macht“ umfasst positive und negative Aspekte. Ähnliches gilt für Machtspielchen oder Machtspiele – die Begriffe werden im Folgenden synonym verwendet: Sie sind zweischneidige Schwerter. Der Begriff „Spiel“ weist darauf hin: Ein Machtspiel kann durchaus amüsant sein und spielerische Elemente umfassen. Allerdings trifft dies häufig nur auf den Machtspieler zu, der in der Hierarchie „oben“ steht und so in der Lage ist, das Spiel aktiv zu spielen. Für den passiven Teil des Machtspielchens, das Opfer, bedeutet die Auseinandersetzung dagegen Frust, Schmerzen und Demotivation.

Die katastrophalen Folgen: Aus Ihrer Sicht, aus der Sicht der Führungskraft, drohen ein gewittriges Betriebsklima und der Kleinkrieg am Arbeitsplatz. Es bilden sich Mitarbeiterfraktionen, die sich bekämpfen, die Arbeitsproduktivität sinkt. Das Machtspielchen wird zum Machtkampf. Dann heißt es, Sie hätten Ihren Verantwortungsbereich nicht im Griff.

Mit Machtspielchen konstruktiv umgehen

In den nächsten 30 Minuten geht es um die destruktiven Aspekte der Machtspielchen im Büro – und darum, wie Sie destruktive Machtspielenergie wieder in konstruktive Leistungsenergie umwandeln können. Sie erfahren überdies, wie Sie von vornherein verhindern, dass ein Machtspiel destruktive Kraft entwickelt.

Klar ist: Sie können Machtspielchen nicht grundsätzlich verhindern – sie laufen in jedem Unternehmen, in jeder Abteilung, in jedem Büro, an jedem Arbeitsplatz ab. Aber es ist möglich, schlichtend in sie einzugreifen, sie in positivere Bahnen zu lenken und Auswüchse zu vermeiden.

Für Sie als Führungskraft sind dabei drei Rollen vorgesehen:

• Sie greifen als neutraler und unbeteiligter Schlichter in das Machtspiel ein und sorgen für klare Verhältnisse.

• Sie sind Opfer und Zielscheibe eines Machtspielchens.

• Sie sind Täter: Als Vorgesetzter verfügen Sie über Machtquellen, mit denen Sie verantwortlich umgehen sollten.

Für jede dieser Rollen erhalten Sie jetzt zahlreiche Handlungstipps. Wenn Sie diese Tipps auf Ihren persönlichen Führungsalltag beziehen, ist es möglich, aus den meisten Machtspielchen konstruktive Leistungsenergie zu gewinnen.

Ihr Bernd M. Wittschier

www.423gmbh.de

1. Machtspielchen erkennen und einordnen

Jede Führungskraft, die in einem Unternehmen oder einer Organisation Verantwortung übernimmt, muss sich mit Macht beschäftigen. Sie übt Macht aus und muss sich mit Mächtigen auseinandersetzen. Darum ist es wichtig, zunächst einmal einen definitorischen Rahmen des Begriffs „Machtspielchen“ aufzustellen, um die verschiedenen Facetten möglicher Machtspiele auszuleuchten.

Dieser Rahmen hilft Ihnen, Machtspielchen möglichst frühzeitig zu erkennen und einzuordnen. So verfügen Sie über eine Grundlage, um Schritt für Schritt situationsspezifisch diejenigen Strategien und Techniken einzusetzen, die in den weiteren Kapiteln erläutert werden.

1.1 Schritt 1: Prüfen Sie, ob es sich um ein Machtspielchen handelt

Das folgende Beispiel erläutert einige der elementaren Merkmale eines Machtspielchens:

Die Führungskraft ruft den Mitarbeiter zu sich ins Büro und macht ihn wegen eines Fehlers nieder. Dabei geht es auch lautstark zu.

Das ist noch kein Machtspiel, denn trotz der äußeren Form der Kritikäußerung, über die sich natürlich streiten lässt, geht es dem Chef doch noch um die Sache.

Wenn der Vorgesetzte aber vor Publikum so vorgeht und den Mitarbeiter vor den Kollegen niedermacht, um zu demonstrieren, dass er das Sagen hat, oder um die eigene Position zu stärken, handelt es sich um ein Machtspielchen.

Sache und Inhalt stehen im Hintergrund

Bei Machtspielen geht es so gut wie nie um die Sache, den Gegenstand oder den Inhalt. Machtspieler benutzen oder missbrauchen Sache, Gegenstand oder Inhalt, um Machtpositionen zu verteidigen, anzufechten oder zu erringen.

Und darum haftet den meisten Machtspielchen etwas Lügnerisches und Unglaubwürdiges an. Wort und Tat, Denken und Handeln des Machtspielers klaffen nicht immer, aber meistens auseinander. In dem Beispiel oben benutzt die Führungskraft den Mitarbeiter für etwas anderes: Er instrumentalisiert ihn, er funktionalisiert ihn.

Machtspiele laufen meistens verdeckt ab. Je subtiler der Machtspieler vorgeht, desto schwieriger ist es, das Machtspielchen als solches überhaupt zu erkennen. Das zeigt ein weiteres Beispiel:

Teamleiter Wagner lobt wo immer möglich den Topverkäufer Lomberg. Er setzt sich dafür ein, dass Lomberg die geplante Kundenoffensive leitend plant und durchführt. Dabei weiß er genau, wie schwierig diese Kundenoffensive sein wird.

Sein Ziel: Er will, dass Lomberg die komplizierte Aufgabe übernimmt – und dabei kräftig auf die Nase fällt. Denn der Teamleiter fürchtet in dem High Performer Lomberg einen Konkurrenten: Er glaubt, Lomberg wolle ihn vom Chefsessel verdrängen.

Machtspielchen sind mithin nicht immer als solche zu identifizieren, vor allem dann, wenn der Bewerter des Machtspiels die Hintergründe nicht kennt. Nur wenn die Führungskraft – hier der Vertriebsleiter – ahnt oder weiß, dass sich hinter dem Lob Herrn Wagners die Zielsetzung verbirgt, mit Herrn Lomberg einen Konkurrenten wegzuloben, kann sie das Machtspiel erkennen und eingreifen.

Die Fairness bleibt außen vor

Oft spielt die Hierarchie im Machtspiel eine Rolle – klassischer Fall: Herr Wagner benutzt im Beispiel oben seine Stellung als Teamleiter, um das subtile Machtspiel zu spielen. Es passiert aber auch häufig, dass das Machtspiel zwischen Personen stattfindet, die sich auf derselben Hierarchiestufe befinden: Kollegen kämpfen um einen vakanten Posten, Führungskräfte ringen um Ressourcen und Kompetenzen.

Immer geht es darum, im Machtspiel seinen Willen und seine Vorstellungen auch mit unfairen Mitteln und gegen herrschende Anstandsregeln durchzusetzen – unter Nichtbeachtung der Regeln des guten und fairen Miteinanders.

Der Machtspieler will seinen Einflussbereich vergrößern – dagegen ist zunächst nichts einzuwenden. Wenn er dies aber zulasten und auf Kosten anderer macht, indem er etwa Informationen zurückhält, bösartige Gerüchte streut oder gar die Wahrheit verdreht oder lügt, setzt er destruktive Kräfte frei.

Symptome für Machtspielchen