Cover

Stefanie Demann

30 Minuten

Fehlerintelligenz

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation

in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Umschlaggestaltung: die imprimatur, Hainburg

Umschlagkonzept: Martin Zech Design, Bremen

Lektorat: Dr. Sandra Krebs, GABAL Verlag GmbH, Offenbach

© 2013 GABAL Verlag GmbH, Offenbach
Das E-Book basiert auf dem 2013 erschienenen Buchtitel "30 Minuten Fehlerintelligenz" von Stefanie Demann, ©2013 GABAL Verlag GmbH, Offenbach

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags.

Hinweis:

Das Buch ist sorgfältig erarbeitet worden. Dennoch erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Weder Autorin noch Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch gemachten Hinweisen resultieren, eine Haftung übernehmen.

ISBN Buchausgabe: 978-3-86936-526-8

ISBN epub: 978-3-95623-017-2

In 30 Minuten wissen Sie mehr!

Dieses Buch ist so konzipiert, dass Sie in kurzer Zeit prägnante und fundierte Informationen aufnehmen können. Mithilfe eines Leitsystems werden Sie durch das Buch geführt. Es erlaubt Ihnen, innerhalb Ihres persönlichen Zeitkontingents (von 10 bis 30 Minuten) das Wesentliche zu erfassen.

Kurze Lesezeit

In 30 Minuten können Sie das ganze Buch lesen. Wenn Sie weniger Zeit haben, lesen Sie gezielt nur die Stellen, die für Sie wichtige Informationen beinhalten.

•   Alle wichtigen Informationen sind blau gedruckt.

•   Zahlreiche Zusammenfassungen innerhalb der Kapitel erlauben das schnelle Querlesen.

image

•   Ein Fast Reader am Ende des Buches fasst alle wichtigen Aspekte zusammen.

Inhalt

Vorwort

1. Fehler sind unvermeidlich

Was ist ein Fehler?

Warum passieren Fehler?

Was kosten Fehler?

Fehler im Umgang mit Fehlern

Sind Fehler wirklich unvermeidlich?

2. Welche Fehler wir machen

Denkfehler

Entscheidungsfehler

Verhaltensfehler

Beziehungsfehler

3. Wozu Fehler da sind

Grenzen und Räume

Geschenke und Überraschungen

Leistungsfähigkeit und Resilienz

4. Wie Sie Ihre Fehlerintelligenz steigern

Boost your IQ

Öfter mal Pilot sein

Ihr Fehlermanagement

Ihre Fehler-Checkliste

Mut zum Fehler

Fünf Techniken, mit denen Sie Ihren Fehler-IQ steigern

Fast Reader

Die Autorin

Weiterführende Literatur

Vorwort

„Fehler? Ja, dazu hätte ich eine Menge zu erzählen!“ Wer hat sich nicht schon einmal über sich selbst geärgert? „Wie konnte ich damals nur so blöd sein!“ Manchmal könnten wir uns in den A…llerwertesten beißen, wenn uns im Nachhinein klar wird, was wir verbockt haben. Aber die Gründe, warum Fehler passieren, warum gerade uns dieser Fehler passiert, die bleiben oft unerforscht.

Wir nehmen das meist einfach so hin. Alle machen Fehler. Irren ist menschlich. Schicksal. Dass wir Fehler jedoch vermeiden können, ja besser noch: unserem persönlichen Hang zum Fehler auf die Schliche kommen können, um Fehler gar nicht erst zu begehen – diese Idee ist noch relativ neu. Denn sagt man nicht so schön: „Aus Fehlern lernt man. Nur der Dumme macht einen Fehler zweimal.“ Tatsache ist, dass Menschen immer wieder dieselben Fehler begehen. Fatal: Wir merken es nicht einmal. Nicht, solange wir nicht das Muster durchschauen, das unser Denken, unsere Entscheidungen, unser Verhalten und unseren Umgang mit Beziehungen bestimmt.

Knacken Sie Ihren persönlichen Fehler-Code! Dieses Buch liefert Ihnen mehr als nur einen komprimierten Überblick über die typischsten Denk-, Entscheidungs-, Verhaltens- und Beziehungsfehler. Es zeigt Ihnen auch, wie Sie Ihre persönliche Fehlerquote senken und Ihre Fehlerintelligenz steigern können. Denn genauso, wie Sie Ihre Intelligenz steigern können, erhöhen Sie Ihren Fehler-IQ, indem Sie …

•   über die typischen Fehler Bescheid wissen,

•   Ihre persönlichen Lieblingsfehler identifizieren,

•   intelligent mit Ihren Fehlern umgehen und

•   lernen, wie Sie Fehler in Zukunft vermeiden.

Viele Aha-Momente beim Aufspüren Ihrer Fehler wünscht Ihnen

Stefanie Demann

1. Fehler sind unvermeidlich

Am 21. Juli 1971 entgleist der Schweiz-Express auf der Fahrt von Basel nach Kopenhagen bei der Einfahrt in den Bahnhof von Rheinweiler. Die Lok und sieben Waggons stürzen den Bahndamm hinunter in ein Wohngebiet. 23 Menschen kommen ums Leben, darunter zwei Hausbewohner. 123 Personen werden verletzt. Es ist das vierte Zugunglück in Deutschland innerhalb eines Jahres. Die Ursache ist schnell ausgemacht: überhöhte Geschwindigkeit. Die Kurve vor dem Bahnhof ist für maximal 100 Stundenkilometer ausgelegt, der Schweiz-Express fuhr 140. „Das hätte nicht passieren dürfen!“, hieß es hinterher. Im Rückblick scheint oft sonnenklar, was hätte getan werden müssen, um ein Unglück zu vermeiden. Die Bahn hat noch im selben Jahr etliche neue Techniken entwickelt, Ausrüstungen aufgestockt, Sicherungsmaßnahmen eingeführt und Mitarbeiter geschult. Trotzdem passierten noch weitere schwere Unfälle. Denn so klar ist es oft dann doch nicht, was man hätte tun müssen, um Katastrophen zu umgehen. Das Unglück ist bis heute ungeklärt. Wo lag der Fehler?

1.1 Was ist ein Fehler?

Etwas, das falsch ist. Etwas, das vom Richtigen abweicht. So definiert der Duden „Fehler“. Voraussetzung: Jemand hat vorher festgelegt, was das Richtige ist. Dadurch entsteht eine Erwartung. Wenn diese Erwartung nicht erfüllt wird, sondern etwas geschieht, das davon abweicht, dann ist ein Fehler passiert.

Das Deutsche Institut für Normung definiert den Begriff „Fehler“ ganz ähnlich: als eine „Nichterfüllung einer festgelegten Forderung“ (Quelle: DIN EN ISO 8402, 1995-08, Ziffer 2.10). Die Forderung wiederum ist eine „Erwartung, die festgelegt, üblicherweise vorausgesetzt oder verpflichtend ist“ (ebd.). Irgendjemand erwartet etwas und wenn stattdessen etwas anderes eintritt, ist ein Fehler aufgetreten. Denn das, was irgendjemand erwartet hat, hatte schließlich die Pflicht, einzutreten!

Bier = Fehler

Ist es ein Fehler, wenn ich auf das Tiramisu Gummibärchen lege, anstatt Kakao darüberzustäuben, obwohl doch im Rezept nichts von Gummibärchen steht? Gummibärchen = Fehler?

Ein schwerer Fehler, ja Fiasko sei es, so las ich neulich, wenn die Bedienung eines Restaurants herbeieilt, um am Tisch nachzupfeffern. Die zwei Meter große Pfeffermühle zeuge davon, dass der Koch sein Handwerk nicht verstehe. Sonst hätte er das Gericht vorher anständig gewürzt. Nachpfeffern = Fehler?

Wie bitte? Sie finden Nachpfeffern okay? Schließlich hätten Menschen ja unterschiedliche Geschmäcker? Dann glauben Sie wohl auch, dass es in Ordnung ist, als Aperitif ein Bier zu bestellen!? Tsts! Bier zählt nicht zu den Aperitifgetränken. Bier als Aperitif = Fehler? (Wenn Sie trotzdem Lust auf ein Pils haben, müssen Sie betonen, dass Sie das Bier anstelle eines Aperitifs möchten.)

Jetzt reicht es Ihnen wahrscheinlich: „Das ist mir doch egal! Ich lasse mir doch nicht vorschreiben, wie ich was zu machen habe. Wer hat sich den Quatsch überhaupt ausgedacht?“

Wer hat das gesagt?

Genau das ist der Knackpunkt: Jemand muss festgelegt haben, was zu erwarten ist, damit man hinterher beurteilen kann: „So ist es richtig“ oder „So ist es falsch“. Im Falle von „falsch“ ist ein Fehler passiert.

Was die üblichen Definitionen von „Fehler“ dabei allesamt unterschlagen, ist, wer denn, bitte schön, die Erwartung festlegt. Wenn ein Fehler die Nichterfüllung einer festgelegten Forderung ist, dann muss ja vorher irgendjemand die Forderung festgelegt haben. Jemand muss vorher entschieden haben, dass auf Tiramisu Kakao gehört, dass Essen nicht nachgewürzt werden und Bier nicht als Aperitif getrunken werden darf. Wer soll das gewesen sein? Und müssen wir uns diesen Forderungen beugen? Begehen wir unweigerlich einen Fehler, wenn wir es anders machen? Und welche Folgen hat das für uns?

Nun richten wir uns nicht ausschließlich nach den Erwartungen anderer. Wir haben auch unsere eigenen Vorstellungen davon, wie die Dinge zu laufen haben. Wenn es anders kommt, sind wir enttäuscht. Aber wer sagt, dass unsere Erwartung, unsere Vorstellung richtig war? Wenn es anders kommt, als wir denken, dann ist vielleicht gar kein Fehler passiert. Vielleicht lagen wir einfach mit unserer Erwartung falsch. Mal ganz davon abgesehen, was es bedeutet, ständig allen Erwartungen gerecht zu werden, um nur ja keinen Fehler zu machen. Wollen Sie das?

Mir persönlich gefallen die Definitionen von Joseph T. Hallinan, US-amerikanischer Journalist und Pulitzer-Preisträger, besser: Ein Fehler ist die „unzutreffende Einschätzung der Bedeutung oder der Folge von etwas“. Und: Ein Fehler ist die „unrichtige Handlung oder Aussage, beruhend auf einer falschen Einschätzung, unzureichendem Wissen oder Unaufmerksamkeit“ (Quelle: Hallinan, S. 18).

Der Fehler liegt im Auge des Betrachters

Hallinans Definition macht Sie von anderen unabhängig. Es geht um Ihre Einschätzung. Wie Sie eine Situation einschätzen, ist, was zählt. Nicht andere treffen eine Festlegung oder hegen eine bestimmte Erwartung und attestieren Ihnen dann einen Fehler, weil Sie diese Erwartung nicht erfüllt haben. Nein: Sie entscheiden! Damit liegt die Verantwortung, aber auch die Macht bei Ihnen.

Alle erwarten, dass Sie einen Prosecco als Aperitif bestellen? Na und? Sie wollen aber lieber ein Bier, also bestellen Sie sich eins. „Dann verstoße ich ja gegen die Etikette!“ Möglich. Aber ist das ein Fehler? Manch einer mag das so sehen. Schließlich könnte Ihr Geschäftspartner Sie für unkultiviert oder inkompetent halten. Aber gibt es nicht schon viel zu viele Dinge, die völlig willkürlich festgelegt wurden?

Wir unterwerfen uns freiwillig Festlegungen und Erwartungen und sind fest davon überzeugt, einen Fehler gemacht zu haben, wenn wir uns abweichend verhalten haben. Damit überlassen Sie es jedoch anderen, darüber zu urteilen, was ein Fehler ist und was nicht. Wollen Sie das? Ihre Fehlerintelligenz steigern Sie nicht dadurch, dass Sie sich willenlos fügen. Doch Vorsicht: Wie das Bahn-Beispiel gezeigt hat, ist es keineswegs ratsam, sich von nun an über Regeln hinwegzusetzen. Einfach ist es nicht, eine Situation richtig einzuschätzen, um Fehler zu vermeiden. Aber möglich.

Um welche Fehler es geht