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Hans-Georg Willmann

30 Minuten

Arbeitszufriedenheit

Umschlaggestaltung: die imprimatur, Hainburg
Umschlagkonzept: Martin Zech Design, Bremen
Lektorat: Dr. Sandra Krebs, GABAL Verlag GmbH, Offenbach

© 2015 GABAL Verlag GmbH, Offenbach

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags.

Hinweis:
Das Buch ist sorgfältig erarbeitet worden. Dennoch erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Weder der Autor noch der Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch gemachten Hinweisen resultieren, eine Haftung übernehmen.

ISBN Buchausgabe: 978-3-86936-677-7
ISBN epub: 978-3-95623-269-5

In 30 Minuten wissen Sie mehr!

Dieses Buch ist so konzipiert, dass Sie in kurzer Zeit prägnante und fundierte Informationen aufnehmen können. Mithilfe eines Leitsystems werden Sie durch das Buch geführt. Es erlaubt Ihnen, innerhalb Ihres persönlichen Zeitkontingents (von 10 bis 30 Minuten) das Wesentliche zu erfassen.

Kurze Lesezeit

In 30 Minuten können Sie das ganze Buch lesen. Wenn Sie weniger Zeit haben, lesen Sie gezielt nur die Stellen, die für Sie wichtige Informationen beinhalten.

Alle wichtigen Informationen sind blau gedruckt.

Zahlreiche Zusammenfassungen innerhalb der Kapitel erlauben das schnelle Querlesen.

Ein Fast Reader am Ende des Buches fasst alle wichtigen Aspekte zusammen.

Inhalt

Vorwort

1. Wunsch und Wirklichkeit

Zufriedenheitswelle

Wahrnehmung

Chefsache

Mitarbeitersache

2. Möglichkeiten

Realitätscheck

Anspruchscheck

Harmonie und Disharmonie

Chef-Gespräch

3. Ausbrechen

Freiheit und Sicherheit

Unabhängigkeit

Aktionsplan

Der Preis

Zufriedenheit ist machbar

Fast Reader

Der Autor

Weiterführende Literatur

Vorwort

Arbeitszufriedenheit ist wie eine Welle. Sie kommt und geht, mal ist sie größer, mal kleiner und wenn sie gar nicht mehr kommt, sitzen wir auf dem Trockenen.

Laut Umfragen herrscht in vielen Büros und Werkhallen deutscher Unternehmen, was die Arbeitszufriedenheit angeht, Ebbe. Wie so oft, wenn etwas nicht funktioniert, ist auch schnell ein Schuldiger gefunden: der Chef. Oder der Chef des Chefs. Oder der Chef des Chefs des Chefs. Unsere Blicke richten sich schnell nach oben, zu „den Verantwortlichen“, und so ist es kein Wunder, dass als Hauptverursacher von Arbeitsunzufriedenheit der unmittelbare Vorgesetzte gilt.

Viele Beschäftigte haben das Gefühl, dass ihre Bedürfnisse und Erwartungen von ihrem Chef teilweise oder völlig ignoriert werden. Sieben von zehn Mitarbeitern halten ihren Chef sogar für den schlimmsten Menschen überhaupt. Doch im Jammertal zu sitzen und sich über den Chef zu beklagen macht nicht zufrieden.

Zu einem Chef, der die Ansprüche seiner Mitarbeiter ignoriert, gehören immer auch Mitarbeiter, die diese Ansprüche haben. Dazwischen liegt viel Kommunikationsbedarf. Wie ist das bei Ihnen? Reden Sie offen mit Ihrem Chef über das, was Sie wollen? Und wenn Sie es nicht bekommen, was machen Sie dann? Bleiben Sie auf dem Trockenen sitzen und klagen?

Die Ursache für Unzufriedenheit ist oft nicht der Chef, sondern die fehlende Kommunikation mit dem Chef oder die Abhängigkeit vom Arbeitgeber. Wer Angst vor seinem Chef hat oder im Falle eines Jobwechsels den Verlust lang angesammelter Vergünstigungen und Annehmlichkeiten befürchtet oder schlicht keine beruflichen Alternativen sieht, der muss bleiben und jeden Chef aushalten, und sei es auch der schlimmste Mensch überhaupt.

Vielleicht spüren deshalb immer mehr Menschen die Sehnsucht danach, aus den Zwängen eines ungeliebten Jobs auszubrechen und stattdessen ihre Träume zu verwirklichen. Dieses Buch bringt auf den Punkt:

was Ihr Chef und was Ihre Erwartungen mit Ihrer Arbeitszufriedenheit zu tun haben,

warum es sinnvoll ist, zuerst mit dem Chef zu reden, bevor Sie alles hinschmeißen, und

wie Sie aus der Abhängigkeit von Ihrem Arbeitgeber ausbrechen können.

Wenn Sie im Job unzufrieden sind, kann sich das in den nächsten 30 Minuten ändern. Denn Zufriedenheit ist machbar.

Ich wünsche Ihnen viele neue Denkanstöße.

Dipl.-Psych. Hans-Georg Willmann
www.willenskraft.de

1. Wunsch und Wirklichkeit

Die Frage danach, wie zufrieden Sie im Job sind, ist die Frage danach, wie gut Ihre Wünsche (Bedürfnisse und Erwartungen) und die Wirklichkeit (Job-Realität) zusammenpassen.

Schauen Sie auf den nächsten Seiten einmal, warum es so schwer ist, zufrieden zu sein. Prüfen Sie, wofür Ihr Chef verantwortlich ist. Bleiben Sie aber fair und schauen Sie auch, was Sie selbst in der Hand haben, um zufriedener zu werden. Denken Sie daran: Zufriedenheit ist machbar.

1.1 Zufriedenheitswelle

Wann haben Sie sich das letzte Mal so richtig zufrieden gefühlt? Ein Gefühl der Zufriedenheit stellt sich erfahrungsgemäß ein, wenn Bedürfnisse und Erwartungen (Ansprüche) erfüllt sind. Im Job vergleichen Sie Ihre Ansprüche an die Arbeitssituation bewusst oder unbewusst immerfort mit der Realität, also der tatsächlich wahrgenommenen Arbeitssituation. Und Sie haben, wie jeder Mensch, ein feines Gespür dafür, ob Sie sich dies- oder jenseits der Zufriedenheitsgrenze befinden. Liegen Ihre Ansprüche höher, als sie sich in der Realität erfüllen lassen, sind Sie unzufrieden.

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Abb. 1: Zufriedenheitsgrenze

Zwei Beispiele: Sie erwarten mehr Gehalt. Ihr Chef sagt Ihnen aber, dass eine Gehaltserhöhung nicht möglich ist. Anspruch und Realität fallen somit auseinander und Sie können unzufrieden werden. Sie haben das Bedürfnis nach mehr Anerkennung. Ihr Chef lobt Sie nicht. Anspruch und Realität fallen auseinander. Sie sind unzufrieden.

Zufriedenheit ist ein flüchtiger Zustand, weil sich unsere Ansprüche und die Realität im Laufe der Zeit verändern. Wir bewegen uns im (Arbeits-)Leben unaufhörlich zwischen Phasen der Zufriedenheit und Phasen der Unzufriedenheit, wellenförmig auf und ab.

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Abb. 2: Zufriedenheitswelle

Mal sind Sie unzufrieden, weil Ihre Ansprüche höher sind als tatsächlich realisierbar. Ein andermal sind Sie zufrieden, weil Ihre Ansprüche und die Realität ganz gut zusammenpassen. Das ist das ganz normale Auf und Ab im Leben. Die momentane Unzufriedenheit kann durchaus ein produktiver Zustand und die Triebfeder für eine positive Veränderung Ihrer Job-Realität sein. Vielleicht surfen Sie sogar auf einer aufsteigenden Zufriedenheitswelle und entwickeln sich weiter.

Wenn Sie jedoch keine Möglichkeit sehen, auf Dauer an der Arbeitssituation, die Sie unzufrieden macht, etwas zu ändern oder Ihre Ansprüche anzupassen, werden Sie chronisch unzufrieden und oftmals krank. Denn ein andauerndes Ungleichgewicht zwischen den eigenen Ansprüchen und der wahrgenommenen Realität ist für uns Menschen nur sehr schwer zu ertragen.

Zentrale Aspekte der Arbeitszufriedenheit

Laut zahlreicher Umfragen zur Arbeitszufriedenheit (z. B. Institut der Deutschen Wirtschaft Köln oder Gallup-Studie zur Arbeitszufriedenheit 2014) existieren einige zentrale Aspekte in der Arbeit, die zufrieden machen. Schauen Sie sich die folgenden Punkte einmal an und prüfen Sie, wie wichtig diese für Sie sind (1 = gar nicht wichtig bis 5 = sehr wichtig), inwieweit die jeweiligen Aspekte in Ihrer aktuellen Arbeit erfüllt sind (1 = gar nicht erfüllt bis 5 = vollkommen erfüllt) und wer Ihrer Meinung nach für die Erfüllung verantwortlich ist (Ihr Chef und/oder Sie). Füllen Sie jetzt die folgende Tabelle aus.

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Wenn Sie das Gefühl haben, dass etwas fehlt, dann ergänzen Sie die Tabelle einfach.

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Zu welchem Schluss kommen Sie, wenn Sie sich Ihre Antworten anschauen? Was macht Sie zufrieden und was macht Sie unzufrieden? Wenn Sie sehr unzufrieden sind – wie lange dauert dieser Zustand schon an? Und wer, glauben Sie, kann daran etwas ändern?

Wechsel der Blickrichtung: Zufriedenheit ist ein flüchtiger Zustand und Unzufriedenheit ist nicht per se schlecht. Wir bewegen uns im Leben immer zwischen Zufriedenheit und Unzufriedenheit. Dabei kann Unzufriedenheit ein produktiver Zustand sein, denn sie ist die Triebfeder für Veränderung. Wer keine Möglichkeiten sieht, an seiner Unzufriedenheit etwas zu ändern, und chronisch unzufrieden wird, wird krank. Ein andauerndes Ungleichgewicht zwischen Ansprüchen und Realität ist nur schwer zu ertragen.

1.2 Wahrnehmung

Phasen der Unzufriedenheit sind also ganz normal. Doch ab wann wird aus einer momentanen Unzufriedenheit eine chronische Unzufriedenheit? Und woran erkennen Sie, dass es so weit ist? Kennen Sie die Geschichte vom Frosch im Wassertopf?

Der Frosch im Wassertopf

Wirft man einen Frosch in einen Topf mit kochendem Wasser, dann tut er alles, um der tödlichen Hitze zu entkommen. Setzt man den Frosch jedoch in einen Topf mit lauwarmem Wasser und erhöht die Temperatur ganz langsam, dann kocht er bei lebendigem Leibe, ohne dass er Anstrengungen macht, sein Wärmegefängnis zu verlassen.

Wie oft haben Sie das Gefühl, in Ihrer Unzufriedenheitssuppe zu kochen? Und warum springen Sie nicht? Im Job-Alltag ist es gar nicht so leicht, wahrzunehmen, was sich wann und wie verschlechtert. Wie die meisten Dinge im Leben beginnt auch chronische Unzufriedenheit im Job nicht mit einem Paukenschlag. Viele Veränderungen vollziehen sich erfahrungsgemäß schleichend. Stück für Stück richten wir uns in der eigenen Komfortzone ein. Nach und nach gewöhnen wir uns an materielle Annehmlichkeiten. Und schleichend nehmen wir täglich mehr an Belastung, an Routine, an Chefallüren oder an Kollegenärger als „normal“ hin.