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Carl Naughton / Andreas Steinle

30 Minuten

Zukunftsmut

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

ISBN Buchausgabe: 978-3-86936-946-4

ISBN epub: 978-3-95623-897-0

Umschlaggestaltung: die imprimatur, Hainburg

Umschlagkonzept: Martin Zech Design, Bremen

Lektorat: Eva Gößwein, Berlin

Foto C. Naughton: Kristina Mehlem

Foto A. Steinle: Katja Söngen

© 2019 GABAL Verlag GmbH, Offenbach

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags.

Das E-Book basiert auf dem 2019 erschienenen Buchtitel "30 Minuten Zukunftsmut" von Carl Naugthon und Andreas Steinle, ©2019 GABAL Verlag GmbH, Offenbach

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In 30 Minuten wissen Sie mehr!

Dieses Buch ist so konzipiert, dass Sie in kurzer Zeit prägnante und fundierte Informationen aufnehmen können. Mithilfe eines Leitsystems werden Sie durch das Buch geführt. Es erlaubt Ihnen, innerhalb Ihres persönlichen Zeitkontingents (von 10 bis 30 Minuten) das Wesentliche zu erfassen.

Kurze Lesezeit

In 30 Minuten können Sie das ganze Buch lesen. Wenn Sie weniger Zeit haben, lesen Sie gezielt nur die Stellen, die für Sie wichtige Informationen beinhalten.

imageAlle wichtigen Informationen sind blau gedruckt.

imageZahlreiche Zusammenfassungen innerhalb der Kapitel erlauben das schnelle Querlesen.

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imageEin Fast Reader am Ende des Buches fasst alle wichtigen Aspekte zusammen.

Inhalt

Vorwort

1. Die vier Elemente des Zukunftsmutes

Die Zuversicht

Die Selbstwirksamkeit

Die Widerstandskraft

Der Optimismus

Synergien für mehr Innovationskraft

2. Wie Firmen Zukunftsmut verspielen – oder stärken

Innovation delegieren

Innovation vererben

Innovation fürchten

Innovation marginalisieren

3. Innovation und Zukunftsmut in der Praxis

Zuversicht als Denkmuster nutzen

Selbstwirksamkeit erhöhen

Widerstandskraft sozial verankern

Optimismus herstellen

Fast Reader

Die Autoren

Weiterführende Literatur

Vorwort

Neue Ideen begeistern uns. Wir erfahren von „Innovation Camps“, „Start-up Challenges“, „Kreativmeetings“ und vielem mehr. Der Output an neuen Ideen ist beeindruckend. Die Frage aber ist, warum wir ständig neue Ideen haben? Der Grund für diesen Ideenreichtum ist das, was wir die berufliche Neugier nennen. Das konnten wir 2017 in einem Pilotprojekt des Merck Curiosity Council, dessen Gründungsmitglieder wir sind, mit Teams von Porsche Consulting, Merck und dem Weizmann Institute belegen.

Doch das Projekt zeigte auch: Ideen zu haben, ist das eine. Etwas ganz anderes ist es, diese Ideen konsequent zu verfolgen und sie tatsächlich umzusetzen. Dass die Umsetzung oft erst dann erfolgt, wenn eine Krise das Unternehmen erschüttert, kommentiert Thomas Sattelberger, Mitglied des Bundestages und ehemaliger Vorstand der Deutschen Telekom, in einem Interview mit der Wirtschaftswoche am 5. November 2015 wie folgt: „Es ist schön, dass Cryan die Deutsche Bank radikal umbaut und Volkswagen jetzt grün werden will, aber warum kommen Unternehmen immer erst auf so etwas, wenn es in die Hose gegangen ist?“ Diese Lücke zwischen Idee und operativer Umsetzung nennt eine Studie der Cornell University „Ideophobie“. Es besagt im Kern Folgendes: Obwohl Menschen und Unternehmen Innovation wollen, lehnen sie sie zugleich ab, weil sie die bestehende Ordnung bedroht.

Was aber müssen wir in Zukunft tun, damit Ideen umgesetzt werden, ohne dass erst eine Krise den Weg dafür ebnen muss? Wie kann man eine Brücke über diesen Graben bauen, der die Idee von der Umsetzung trennt? Die Antwort liegt in dem, was wir als „Zukunftsmut“ bezeichnen. Ein Mensch mit Zukunftsmut hat ganz bestimmte Wahrnehmungen, Handlungen und Überzeugungen. Darauf kommt es an. Unternehmen können noch so viel in Innovationskulturen investieren, wenn sie den Zukunftsmut des Einzelnen nicht stärken, wird daraus nichts.

Doch woher können wir wissen, dass eine Investition in den Zukunftsmut den Unternehmen signifikante Vorteile verschafft? Die Antwort auf diese Frage geben Forschungen aus dem Jahr 2007: Bei einer Stärkung des Zukunftsmutes um 2,9 Prozent steigerte sich zeitgleich die Leistung um sieben Prozent. Das gaben die Vorgesetzten in der Studie zu Protokoll. Eine weitere Studie im Jahr 2011 zeigte, dass Zukunftsmut Mitarbeiter nicht nur leistungsfähiger, sondern auch kreativer und innovativer macht. Mit anderen Worten: Zukunftsmut beeinflusst die Performance nachhaltig.

Dieses Buch zeigt Ihnen in 30 Minuten, wie Sie Zukunftsmut für sich, Ihre Teams oder sogar für eine ganze Organisation nutzen können. Ganz im Sinne von Bill Gates: „Our most important asset walks out the door every night.“

Viel Zukunftsmut wünschen Ihnen

Carl Naughton & Andreas Steinle

1.Die vier Elemente des Zukunftsmutes

Die Idee des Zukunftsmutes basiert auf dem in der Organisationspsychologie verankerten Konzept des psychologischen Kapitals. Mit dem Begriff „Kapital“ assoziiert man gemeinhin Geld, nicht aber psychologische Potenziale. Hinter dem psychologischen Kapital steht die Idee, dass Organisationen nicht nur ein finanzielles, sondern auch ein soziales und psychologisches Kapital zur Verfügung steht. Eine Ressource, die zunächst nicht in den Bilanzbüchern auftaucht, aber in den Köpfen der Mitarbeiter steckt. Seit Mitte der 1990er-Jahre wird das Konzept vom Organisationspsychologen Fred Luthans und seinem Team fortlaufend weiterentwickelt und untersucht. Seit 2011 wurden mehr als 50 unabhängige Studien mit über 12 000 Teilnehmern durchgeführt, die die Wirkung belegen. Die ist beeindruckend: Die Stärkung des psychologischen Kapitals hat positive Auswirkungen auf das Wohlbefinden, den Flow, die Arbeitszufriedenheit, den Kompetenzzuwachs, das Verhalten im Unternehmen und nicht zuletzt auf die Kreativität.

1.1Die Zuversicht

Der Zusammenhang von Zukunftsmut und einer signifikanten Steigerung des Innovationsverhaltens im Unternehmen kann beschrieben und gemessen werden und der Zukunftsmut lässt sich trainieren. Für die in diesem Buch genannten Forschungsergebnisse haben wir eine sechsteilige Befragungsskala der Organisationspsychologin Sabine Sonnentag genutzt. Ihr ist es gelungen, überraschende Erkenntnisse über das Verhältnis von Zukunftsmut und individuellem Innovationsverhalten zu gewinnen. Dabei unterscheiden wir zwischen Kreativität und Innovation. Die Kreativität gebiert neue Ideen. Die Innovation hingegen fokussiert auf das, was nach der Idee kommt: die Umsetzung der Idee im Unternehmen.

Dabei besteht der Zukunftsmut aus vier Dimensionen: Zuversicht, Wirksamkeit, Optimismus und Stärke. Um was es sich dabei handelt und warum Zukunftsmut gerade in innovativen Situationen so gut wirkt, erfahren Sie in diesem und den folgenden Kapiteln.

„Hope“ entspricht „Zuversicht“

Der noch junge Zweig der Organisationspsychologie, der sich mit dem Thema Zukunftsmut befasst, beschreibt eine Dimension des Zukunftsmuts als „Hope“. Die deutsche Übersetzung „Hoffnung“ erklärt die wahre Bedeutung nur unzureichend. Wir plädieren daher für den Begriff der „Zuversicht“. Die Zuversicht ist einer der vier Big Player des Zukunftsmuts.

Die Zuversicht blickt nach vorne und ist auf eine ungewisse Zukunft gerichtet. Je unsicherer der Erfolg erscheint, umso mehr Zuversicht brauchen wir, um uns für eine Anstrengung motivieren zu können. Den Antrieb zum Handeln schöpfen zuversichtliche Menschen dabei aus einer Mischung aus Mut und Vertrauen sowie dem Gedanken des „Nicht-Aufgebens“. Diese Zuversicht setzt sich aus einem zielgerichteten Willen und der festen Überzeugung zusammen, erfolgreiche Wege für die Verwirklichung dieses Ziels ausfindig machen zu können. Ein zuversichtlicher Mensch wird also von zwei Überzeugungen getragen: Zum einen, dass er sein Ziel erreicht, und zum anderen davon, dass es mehr als einen Weg zu diesem Ziel gibt. Willpower meets Waypower. In Abwandlung eines bekannten Sprichwortes lässt sich sagen: Wo ein Wille, da ist mehr als nur ein Weg.

Mit Zuversicht wird man Champion

Wenn beide Komponenten – Willpower und Waypower – zusammenkommen, führt das zu zielgerichteten Handlungen. Das wiederum ist der Grund für die Steigerung von Leistungsfähigkeit und Kreativität. Forschungsergebnisse aus dem Jahr 2009 belegen, dass sich mithilfe des Elements Zuversicht die Kreativität von Mitarbeitern präzise voraussagen lässt: Je mehr Zuversicht vorhanden ist, desto mehr originelle Lösungen gibt es.

Der Psychologe Arménio Rego schaut dabei nicht nur auf die Art der kreativen Ideen, die Menschen am Arbeitsplatz hervorbringen, oder deren Anzahl. Sein Augenmerk gilt vielmehr dem sogenannten „idea championing“. Darunter werden die Fähigkeiten verstanden, sich aktive Unterstützung für eine Idee zu suchen, Koalitionspartner zu finden und andere Menschen für die eigene Idee zu begeistern. Dazu gehört selbstverständlich auch ein gerüttelt Maß an Durchhaltevermögen und Flexibilität. Und genau das bekommen die Zuversichtlichen unter uns besonders gut hin. Die Forschungsergebnisse sprechen eine deutliche Sprache: Wer zuversichtlich ist, ist offen für unterschiedliche Wege. Dies wiederum erhöht signifikant die Wahrscheinlichkeit, das Ziel tatsächlich zu erreichen. Fehlende Zuversicht hingegen blockiert unser Vermögen, andere Wege zu finden, wenn der erste nicht funktioniert.

Zukunftsmut stimuliert Innovationen

Wie wir bereits dargestellt haben, ist die Kreativität im Innovationsprozess nur die eine Seite der Medaille. Wichtiger noch als die Kreativität ist das Innovationsverhalten, also das tatsächliche Umsetzen kreativer Ideen im beruflichen Alltag. Ohne das wird aus den Ideen nämlich nichts. Eine aktuelle Studie unserer Firma Braincheck zeigt, dass die Zuversicht auch hier punktet. Im Jahr 2018 haben wir 151 Menschen in Voll- und Teilzeitarbeit zu Themen wie Zukunftsmut, beruflicher Neugier und Innovationsverhalten befragt. Das Ergebnis ist eindeutig: Wer viel Zuversicht zeigte, erzielte auch beim Innovationsverhalten gute Werte. Von allen vier Dimensionen sagt die Zuversicht die tatsächliche Umsetzung kreativer Ideen sogar am genauesten voraus.

Warum ist das so? Um diese Frage zu beantworten, müssen wir die Perspektive verstehen, von der aus die Wirtschaftspsychologie auf die Kreativität schaut: Für sie ist die Kreativität des Einzelnen in erster Linie eine anhaltende Willenskraft